Baukonzern aus Essen Bei Hochtief sollen 700 Stellen wegfallen

Essen · Nun greift der spanische Mehrheitseigentümer ACS bei Hochtief durch. Nach Medieninformationen sollen rund 700 Stellen vor allem in Deutschland gestrichen werden. Mit dem neuen Kurs habe sich ACS gegen das deutsche Management durchgesetzt, hieß es.

Sigmar Gabriel kämpft für Hochtief
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Auf Druck des spanischen Mehrheitseigentümers ACS steht der Baukonzern Hochtief vor tiefen Einschnitten. Rund 700 Stellen sollen nach Informationen der "Wirtschaftswoche" vor allem in Deutschland gestrichen werden. Das Magazin berief sich bei seinen Informationen auf "Konzernkreise". Ein Hochtief-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage am Montag nicht kommentieren. Der größte deutsche Baukonzern beschäftigt in Deutschland rund 10 000 Mitarbeiter.

Nach Informationen des Magazins sollen die Stellenstreichungen zwischen dem deutschen Management und dem spanischen Mehrheitseigentümer ACS umstritten gewesen sein. Der Übernahme durch ACS war ein heftiger Abwehrkampf vorausgegangen.

Führungswechsel steht bevor

Auf Druck des spanischen Hochtief-Mehrheitseigentümers steht das deutschen Unternehmen auch vor einem radikalen Führungswechsel. Bereits am Dienstag soll der Aufsichtsrat über einen Ablösung des bisherigen Konzernchefs Frank Stieler entscheiden. Er soll durch den langjährigen ACS-Manager Marcelino Fernandez Verdes ersetzt werden.

Das bevorstehende Ausscheiden von Stieler habe auch "maßgeblich" zu dem überraschenden Abgang auch von Hochtief-Aufsichtsratschef Manfred Wennemer beigetragen, schrieb das Magazin. Noch im Frühjahr habe der Hochtief-Aufsichtsrat diese Personalie verhindern können. Die Stellenstreichungen seien im kommenden Jahr vor allem in der Konzernsparte Solutions geplant, berichtete das Magazin. Betroffen seien voraussichtlich die Niederlassungen in Hamburg, Berlin, München und dem Rhein-Main-Gebiet. Gründe seien ein schwacher Auftragseingang im Bereich Projektentwicklung und Schwierigkeiten beim Verkauf der Hochtief-Immobilientochter Aurelis.

Aktie im Höhenflug

Kurz vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung war die Hochtief-Aktie am Montag an der Börse zu einem Höhenflug gestartet. Das Papier legte um gut fünf Prozent zu. Hintergrund seien Spekulationen über eine komplette Übernahme von Hochtief durch den spanischen Großaktionär ACS, sagte Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, machte wirtschaftliche Zwänge des hoch verschuldeten Großaktionärs für den überraschenden Kurswechsel verantwortlich. Damit zeige ACS nun "sein wahres Gesicht", sagte Tüngler den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Montagausgaben). "Wir haben schon immer befürchtet, dass das passieren könnte."

Vor der geplanten Sitzung berieten am Montag die Vertreter der Arbeitnehmer das weitere Vorgehen. In dem Hochtief-Kontrollgremium stehen sich jeweils acht Vertreter der Kapitalseite und der Arbeitnehmerseite gegenüber. Kommt es in einer Abstimmung zu einer Pattsituation, kann der Aufsichtsratsvorsitzende mit einer zweiten Stimme eine Entscheidung herbeiführen.

(dpa)
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