Angeschlagene Warenhauskette Benko könnte Karstadt bald ganz übernehmen

Berlin · Der umstrittene österreichische Immobilien-Investor Rene Benko steht Branchenkreisen zufolge vor der Entscheidung zur Übernahme der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt. Benko habe von Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen eine Kaufoption erhalten, über die er bis Ende des Monats entscheiden könne, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch.

 Rene Benko steht offenbar vor der Übernahme von Karstadt.

Rene Benko steht offenbar vor der Übernahme von Karstadt.

Foto: dpa, Signa Holding GmbH

Benko selbst sagte dem österreichischen Wirtschaftsmagazin "Format", er sei vom Karstadt-Eigner "zu Hilfe gerufen worden, um Berggruen als Gesellschafter abzulösen". Es gebe aber "noch keine endgültige Entscheidung". Die "Bild"-Zeitung berichtete am Mittwoch vorab, diese stehe unmittelbar bevor. Die beteiligten Parteien gaben sich gewohnt zugeknöpft — Stellungnahmen Berggruens und Benkos waren nicht zu erhalten.

Mit einer Übernahme Karstadts durch Benko könnten Spekulationen um eine Warenhausunion mit dem Konkurrenten Kaufhof wieder aufleben. Der Österreicher hatte sich bereits in der Vergangenheit erfolglos auch um die Metro -Tochter bemüht. Wenn Benko nach Karstadt samt den verbliebenen rund 20.000 Arbeitsplätze greift, könnte das Thema wieder auf den Tisch kommen.

Der Investor Benko ist im deutschen Einzelhandel bereits seit Jahren kein Unbekannter mehr - besitzt seine Signa Holding doch bereits die Mehrheit an den Filetstücken des Traditionskonzerns sowie zahlreiche Karstadt-Immobilien. Erst im vergangenen September hatte Benko sich die Mehrheit am operativen Geschäft von Karstadt Sports und an den Luxuswarenhäusern gesichert - wie dem Berliner KaDeWe, dem Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München. Berggruen kontrolliert seitdem nur noch die Mehrheit am operativen Stammgeschäft um die verbliebenen über 80 Warenhäuser. Benko hat Branchenkreisen zufolge aber über eine Option auch Zugriff auf diesen Karstadt-Teil.

Der Investor gilt als gut verdrahtet in Wirtschaft und Politik, prominente Namen finden sich im Beirat seiner Firma Signa - darunter Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Benkos weit verzweigtes Netz konnte ihn jedoch nicht vor einer Haftstrafe auf Bewährung schützen, die er in einem Korruptionsprozess aufgebrummt bekam. Der Oberste Gerichtshof in Wien hatte das Urteil gegen Benko jüngst bestätigt.

Karstadt kämpft mit roten Zahlen

Der Kaufhof -Konkurrent Karstadt kämpft seit Jahren mit Verlusten und sinkenden Umsätzen. Der Milliardär Berggruen hatte Karstadt 2010 für den symbolischen Preis von einem Euro aus der Insolvenz übernommen. Damals war er auch von den Arbeitnehmern als Retter gefeiert worden - das hat sich aber geändert, denn auch Berggruen schaffte es nicht, Karstadt auf Kurs zu bringen.

Die Gewerkschaft Verdi hatte von den Eignern immer wieder Investitionen und ein tragfähiges Konzept für die Zukunft gefordert. Die Belegschaft habe Einsparungen mitgetragen, Berggruen habe dagegen "so gut wie nichts" investiert, hatte ihm Stefanie Nutzenberger, im Verdi-Bundesvorstand zuständig für den Handel, vorgeworfen. Die Verunsicherung im Unternehmen sei groß, hatte Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt zuletzt beklagt.

Informationen seitens der Eigentümer gebe es nicht. Zu einer Übernahme durch Benko wollte sich eine Verdi-Sprecherin am Mittwoch nicht äußern. Berggruen selbst hatte mehrfach eingeräumt, er habe die Probleme bei Karstadt unterschätzt.

(REU)
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