Er schuf einen Weltkonzern Bertelsmann trauert um Reinhard Mohn

Düsseldorf (RP). Reinhard Mohn, Nachkriegsgründer der Bertelsmann AG, ist am Wochenende im Alter von 88 Jahre gestorben. Er hinterlässt ein beeindruckendes Lebenswerk und einen Weltkonzern, den er aus dem Nichts geschaffen hat.

Aus dem Leben Reinhard Mohns
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Mit seinem Tod verliert Deutschland einen der größten Unternehmer und der internationale Mediengigant Bertelsmann seinen Nachkriegsgründer. Reinhard Mohn ist am Samstag im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit in seinem Privathaus bei Gütersloh gestorben, wie die Bertelsmann AG gestern mitgeteilt hat. Dass sein Name heute in einem Atemzug mit Unternehmer-Legenden wie Berthold Beitz, Josef Neckermann, Max Grundig oder Fritz Henkel genannt wird, ist Ergebnis einer beispiellosen Mischung aus Fleiß, Erfolg und sozialem Engagement.

Einer der größten Verlage der Welt

"Der eine trinkt gerne Bier, der andere liegt gern in der Sonne ­ ich denke gern,” sagte Reinhard Mohn einmal auf die Frage nach seiner Methode. Sie hat funktioniert: In wenigen Jahrzehnten entwickelte der einstige Luftwaffen-Leutnant aus der ausgebombten Verlagsruine seiner Eltern den zwischenzeitlich größten Medienkonzern der Welt, zu dessen Marken heute Zeitschriften wie der "Stern”, "Brigitte” oder "Gala” gehören, Zeitungen wie die "Financial Times Deutschland”, Fernsehsender wie "RTL”, Verlage wie "Goldmann” oder "Heyne” sowie bis vor kurzem mit Sony BMG einer der größten Musikkonzerne der Welt.

Wie wenig andere Top-Manager trieb den gelernten Buchhändler nicht nur die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmern um, sondern er übersetzte sie auch in einen konkreten Handlungskanon und lebte danach. Als einer der ersten im Nachkriegs-Deutschland beteiligte Mohn seine Mitarbeiter am Unternehmenskapital, was ihm den Spitznahmen "Roter Mohn” eingebracht hat.

Umgekehrt ging der Unternehmer-Philosoph mit seinen Gegnern und Kritikern nicht gerade zimperlich um. So, wie seine Schützlinge von seinen ethischen Maßstäben profitierten, bekamen seine Widersacher den knallharten Patriarchen alter Schule zu spüren. Thomas Middelhoff zum Beispiel, der später bei der Karstadt-Mutter Arcandor erneut eine unglückliche Figur machte, war zuvor schon Reinhard Mohn als Vorstandschef von Bertelsmann unangenehm aufgefallen.

Nachdem seine Börsenpläne spürbaren Missmut bei Mohn und seiner Frau Liz ausgelöst hatten schassten die beiden Middelhoff 2002 ohne viel Federlesens. Zwei Jahre zuvor hatte Mohn sich bereits ähnlich brüsk seines bis dahin besten Mannes entledigt: Mark Wössner hatte den Fehler gemacht, die Bedeutung der Familie für den alternden Patriarchen unterschätzt zu haben.

Eigentlich wollte der damals 24-Jährige nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft Architekt werden. Doch als er bei seiner Rückkehr nach Gütersloh sah, wie der Betrieb der Eltern aufgrund illegaler Papierbeschaffung geschlossen werden sollte, übernahm er den Wiederaufbau.

Freiraum für Mitarbeiter

Seinen Mitarbeitern räumte der sechsfache Vater stets großen Freiraum ein. 1949 liefen die Geschäfte so schlecht, dass dem Unternehmen der Konkurs drohte. Da kam Mohn seine unternehmerische Schlüssel-Idee: Der Bertelsmann-Lesering, der schon ein Jahr später 100\x0e000 und vier Jahre später eine Million Mitglieder hatte. 1971 wandelte Mohn das Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft um und gründete wenig später die gemeinnützige Bertelsmann Stiftung, die neben der Familie Mohn (23,1 Prozent) mit 76,9 Prozent Hauptaktionär des Unternehmens ist.

Mohn sei "ein Visionär” gewesen, dem die Mitarbeiter und nicht die Aktienkurse wichtig gewesen seien, würdigte noch gestern NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Verstorbenen. Er habe ein Unternehmen leiten wollen, in dem jeder Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten ernst genommen wird.

(tor/RP)
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