Umfrage der DIHK Betriebe klagen über Generation von Faulen

Die Defizite der Azubis von heute sind die zweite Wahrheit hinter der großen Zahl von freien Stellen: Sie beherrschen weder Mathe noch Deutsch, sind nicht belastbar und lassen sich bei Schwierigkeiten hängen. Das Urteil von deutschen Unternehmen über die aktuelle Generation fällt wenig schmeichelhaft aus.

Von diesen Berufen kann man nicht leben
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Foto: istockphoto.com

Für Jugendliche war es noch nie so einfach, eine Lehrstelle zu bekommen. Betriebe klagen über Zehntausende unbesetzte Ausbildungsplätze. Zunehmend sind auch Großbetriebe betroffen. Der Boom auf dem Arbeitsmarkt ist dabei nur die eine Hälfte der Wahrheit für die große Zahl unbesetzter Lehrstellen. Denn auf der anderen Seite, der der Bewerber, fehlt zeitgleich das Angebot. Für Unternehmen wird es nach Angaben des DIHK immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden.

Im vergangenen Jahr blieben im Bereich der Industrie- und Handelskammern (IHK) 80 000 Ausbildungsplätze unbesetzt, wie DIHK-Präsident Eric Schweitzer am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien so gut wie nie: "2014 sind die Chancen auf Ausbildung für Jugendliche weiterhin hervorragend."

In einer Umfrage in den Betrieben trat erneut zutage, dass Unternehmer bei Schulabgängern die nötige Reife vermissen. Unzufrieden sind die Arbeitgeber vor allem über nicht ausreichende Mathe- und Deutschkenntnisse. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Kritik gewachsen, stellte Schweitzer fest. Die mangelnde Reife bei den Schulabgängern bezeichnete er als "Ausbildungshemmnis Nr. 1."

Fachliche Mängel könnten durch Nachhilfe im Betrieb oftmals aufgefangen werden. Bei Defiziten wie Disziplin, Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft sei dies kaum möglich: "Die Schere zwischen betrieblicher Anforderung und sozialen Kompetenzen der Auszubildenden geht weiter auseinander", hieß es. 45 Prozent der Unternehmen berichteten von zu geringer Disziplin. Am häufigsten jedoch würden Mängel bei der Leistungsbereitschaft von 54 Prozent der Betriebe genannt, gefolgt von Belastbarkeit mit 46 Prozent. Knapp ein Drittel hadert mit den Umgangsformen des Nachwuchses.

Oftmals beklagt wird zudem, dass Jugendliche kein echtes Interesse an ihrer Ausbildung mitbringen würden. In einem Drittel der Betriebe enttäuschten die Auszubildenden mit zu wenig Bereitschaft, etwas zu leisten. Außerdem fällt es den Jugendlichen offenbar schwer, sich in Hierarchien einzureihen. "Jeder will Häuptling, keiner aber Indianer sein", beschrieb Schweitzer die Lage.

Als Folge kämpft laut DIHK bereits heute mehr als jeder zweite Betrieb mit rückläufigen Bewerberzahlen. Unternehmen wollten daher deutlich stärker neue Bewerbergruppen erschließen, um dem Fachkräftemangel frühzeitig zu begegnen. Für Studienabbrecher oder junge Leute, die eine Ausbildung nur in Teilzeit durchführen können, eröffneten sich dadurch sehr gute Ausbildungschancen.

Die Einstellung von Azubis aus dem Ausland habe sich bislang nicht zu einer "Welle" entwickelt. In diesem Jahr habe es einen Anstieg um drei Prozentpunkte auf vier Prozent gegeben. Im industriell starken Süden sei der Anteil der Betriebe, die Azubis aus dem Ausland rekrutieren wollen, höher als im übrigen Bundesgebiet.

(dpa)
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