RWE und Eon wollen Anteile verkaufen Bieter für Uranfirma Urenco gesucht

Gronau/München · Die Energiekonzerne Eon und RWE wollen nach einem Medienbericht ihre Anteile an der Uranfirma Urenco verkaufen. Fachleute stehen einem solchen Deal allerdings skeptisch gegenüber. Denn angeblich gibt es auch weniger seriöse Interessenten.

 Die Urananreicherungsanlage der Betreiberfirma Urenco in Gronau.

Die Urananreicherungsanlage der Betreiberfirma Urenco in Gronau.

Foto: Bernd Thissen

Dass Urenco bei Eon auf der Verkaufsliste steht, hatte der Chef des Energiekonzern, Johannes Teyssen, bereits im Interview mit unserer Redaktion im Dezember vergangenen Jahres gesagt. Nun scheint ein solcher Anteilsverkauf näher zu rücken. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, seien Interessenten bis Jahresende um Gebote für das Unternehmen gebeten worden. Damit solle das Interesse am Markt ausgelotet werden. Ein Verkauf könnte demnach bis zu zehn Milliarden Euro einbringen. Auch die Nachrichtenagentur Reuters hatte darüber berichtet, dass bis Ende des Jahres Gebote für Urenco abgegeben werden können.

Großbritannien, die Niederlande sowie Eon und RWE gemeinsam halten derzeit ein Drittel an Urenco. Laut "Süddeutscher Zeitung" könnten aber nicht nur Eon und RWE ihre Anteile loswerden wollen. Die Zeitung zitiert aus einem Brief des niederländischen Finanzministers Jeroen Dijsselbloem an Parlamentspräsidentin Anoucka van Miltenburg, in dem er über sein Vorhaben unterrichten wollte, "die an der Urenco Ltd. gehaltenen Anteile zu veräußern". Auch Großbritannien habe solche Pläne bekundet.

Auch Hedgefonds mit Interesse

Solche Pläne aber stoßen auch auf Kritik. So kommentierte Michael Sailer vom Öko-Institut in Darmstadt, der die Bundesregierung als Chef der Entsorgungskommission und Mitglied der Reaktorsicherheitskommission berät, einen solchen möglichen Deal mit den Worten: "Zum Verkauf steht der einfachste Weg zur Atombombe." Und das lockt laut dem Zeitungsbericht nicht nur seriöse Bieter an.

Demnach interessierten sich laut Finanzkreisen neben dem kanadischen Uranhändler Camceo, dem japanisch-britischen Anlagenbauer Toshiba Westinghouse und Areva aus Frankreich auch Hedge- und Investmendfonds wie KKR, Blackstone oder Apax für das Unternehmen. Aber auch in Hongkong, Indien und dem Nahen Osten gebe es Interesse. Entsprechend behielten auch die Geheimdienste Deutschlands, Großbritanniens und der Niederlande ein Auge auf den Verkauf.

Regierungen wollen strenge Auflagen

Sailer kommentiert dies denn auch mit den Worten: "Ich finde es unverantwortlich, eine Technologie mit solcher Zerstörungskraft dem Markt zu überlassen." Auch die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl forderte die Bundesregierung auf, ihr Veto einzulegen, um gegen den Verkauf zu stimmen. "Jede Weitergabe von Wissen in der Uranreicherungstechnologie erhöht auch das Wissen bei Atomwaffentechnologie", zitiert sie die "Süddeutsche Zeitung".

Die Regierungen, so heißt es in dem Bericht weiter, arbeiteten aber bereits an strengen Auflagen für den Verkauf. So wollten sie sich etwa die Mitsprache bei der Auswahl von Vorständen und die Kontrolle über den Verkauf von angereichertem Uran zusichern lassen. So habe das Wirtschaftsministerium erklärt, man werde dem Deal nur zustimmen, wenn ein "angemessener Rechtsrahmen" erreicht sei. Die nukleare Nichtverbreitung müsse demnach sichergestellt sein.

(das)
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