Aktien werden zum Höchstpreis ausgegeben Die Börse ist im Alibaba-Fieber

New York/Peking · Investoren reißen sich um die Anteilsscheine der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba. Nun ist klar: Die Papiere gehen am oberen Ende der Preisspanne in den Markt - das Aktiendebüt dürfte einen Rekorderlös einbringen.

 Alibaba-Gründer Jack Ma freut sich in New York.

Alibaba-Gründer Jack Ma freut sich in New York.

Foto: afp, JS/AMO

Der Countdown läuft: Beim mit Spannung erwarteten Börsengang will der chinesische Onlineriese Alibaba seine Aktien in New York zum Höchstpreis anbieten.

Die Anteilsscheine sollen für 68 Dollar am Freitagnachmittag europäischer Zeit unter dem Kürzel BABA in den Handel gehen. Es könnte der größte Börsengänge aller Zeiten werden. Firmengründer Jack Ma hatte zuletzt auch kräftig die Werbetrommel gerührt und wird zum Start an der Wall Street erwartet.

Alibaba peilt mit dem Gang aufs Börsenparkett einen Emissionserlös von mindestens 21,8 Milliarden Dollar an. Das Volumen könnte sogar 25 Milliarden Dollar (19,3 Mrd Euro) erreichen, wenn das Interesse so gewaltig ist, dass die bei der Platzierung beteiligten Investmentbanken auch zugreifen und ihre Zeichnungsrechte ausüben. Da zunächst nur ein Teil des Unternehmens an der Börse gelistet wird, ist Alibaba auf dieser Grundlage insgesamt bis zu 168 Milliarden Dollar wert.

Noch nie hat ein Unternehmen bei seinem Aktiendebüt mehr Geld bei Investoren einsammeln können. Die bislang größten Börsengänge in den USA gelangen der Kreditkartenfirma Visa 2008, dem Autobauer General Motors bei seinem Neustart 2010 und Facebook im Jahr 2012. Weltweit liegt die Agricultural Bank of China bislang an der Spitze.

Alibaba ist beim tatsächlichen Handelsvolumen nach eigenen Angaben größer als Amazon oder Ebay. Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören die Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und acht Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab.

Alibaba wird an der Wall Street trotz seiner Größe ein Exot sein. Außerhalb Chinas war der Konzern bislang vergleichsweise unbekannt. Die Konzernstruktur mit etlichen Beteiligungsverzweigungen und verstrickten Eigentumsverhältnissen ist für Außenstehende nur schwer zu durchblicken. Außerdem kritisieren Analysten die Machtballung im engen Führungszirkel um Gründer Jack Ma.

Trotzdem war die Nachfrage der Investoren nach den Aktien bereits im Vorfeld des Börsengangs so riesig, dass der Konzern das obere Ende der Preisspanne für seine Anteilsscheine am Dienstag von 66 auf 68 Dollar erhöht hatte. Auf einen Milliardenregen dürfen sich nun die größten Alibaba-Anteilseigner freuen. Die japanische Softbank hält 34,1 Prozent und das US-Internet-Urgestein Yahoo 22,4 Prozent.

Mit Sondersendungen im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen wurden Millionen Chinesen auf den Börsengang eingestimmt. Stunden vor dem erwarteten Aktiendebüt in New York verfolgten knapp 23 Millionen Nutzer Diskussionen um Chancen und Risiken von Alibaba auf Chinas größtem Mikroblog Sina Weibo. Gleichzeitig gab es jedoch auch Kritik.

Wegen der strengen Kapitalverkehrskontrollen ist es den meisten Chinesen nicht möglich, Aktien im Ausland zu kaufen. Ein Nutzer kritisierte online: "Das ist doch paradox: Eine chinesische Firma geht an die Börse, und Chinesen können nicht mitbieten."

Auch Alibaba versuchte, seine Angestellten auf das Megaereignis einzustimmen. Im Internet verbreiteten Mitarbeiter der Firma Fotos von T-Shirts, die das Unternehmen an sie verteilt hatte. Auf der Vorderseite der T-Shirts steht "Man muss Träume haben." Auf der Rückseite prangert der Schriftzug: "Was ist wenn sie wahr werden?"

(REU)
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