60 Jahre lang Strom produziert Braunkohlekraftwerk Frimmersdorf geht in die Reserve

Grevenbroich · 60 Jahre lang produzierte das Braunkohlekraftwerk Frimmersdorf Strom. Jetzt ist Schluss, der normale Betrieb endet. Noch vier Jahre lang soll es bei Stromengpässe als Notreserve bereitstehen. Bei Umweltschützern stößt das auf Kritik.

 Nur wenig Dampf kommt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Frimmersdorf (mit einer Drohne fotografiert).

Nur wenig Dampf kommt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Frimmersdorf (mit einer Drohne fotografiert).

Foto: dpa, hka fpt

Nach mehr als sechs Jahrzehnten endet für das Braunkohlekraftwerk Frimmersdorf im rheinischen Grevenbroich in der Nacht zum Sonntag der normale Betrieb. Die zwei verbliebenen 300-Megawatt-Blöcke der Anlage werden in die "Sicherheitsbereitschaft" überführt, wie der Stromproduzent RWE Power am Freitag mitteilte.

Vier Jahre lang sollen die 1966 und 1970 in Betrieb genommenen Kraftwerksblöcke noch als Kapazitätsreserve für Stromengpässe bereitstehen, sonst aber nicht produzieren. 2017 sollen sie dann endgültig vom Netz genommen werden. Unternehmenschef Matthias Hartung nannte den Schritt einen Beitrag zum Klimaschutz.

Bei Umweltschützern stieß die Tatsache, dass die Anlage vorläufig noch als Reservekraftwerk weitergenutzt wird, auf scharfe Kritik. "Frimmersdorf und die übrigen Dinosaurier unter den Kraftwerken müssen schnellstmöglich komplett vom Netz", forderte Michael Schäfer von der Umweltschutzorganisation WWF.

Stefanie Langenkamp von der Klima-Allianz Deutschland kritisierte, dass Frimmersdorf als Kraftwerk im Wartestand noch bis 2012 subventioniert werde. "Die Stromverbraucher bezahlen dem Energieversorger RWE damit einen goldenen Handschlag."

Mit dem Bau des Kraftwerks Frimmersdorf war 1953 begonnen worden. Zwischen 1955 und 1970 wurden in kurzen Abständen insgesamt 16 Kraftwerksblöcke fertiggesellt. Seit 2002 sind jedoch nur noch zwei davon mit einer elektrischen Brutto-Gesamtleistung von 636 Megawatt in Betrieb, die nun in die Reserve überführt werden.

Dies folgt einem Beschluss der Bundesregierung zum neuen Energiewirtschaftsgesetz. Es sieht laut RWE vor, dass insgesamt 2700 Megawatt Kapazität aus Braunkohlekraftwerken für vier Jahre in Sicherheitsbereitschaft gehalten werden.

RWE werde neben den beiden Anlagen in Frimmersdorf im kommenden Jahr noch zwei 300-Megawatt-Blöcke in Niederaußem und 2019 einen weiteren 300-Megawatt-Block in Neurath in die Kraftwerksreserve überführen, betonte das Unternehmen. Dadurch werde RWE Power bis 2020 etwa 15 Prozent weniger Kohlendioxid emittieren.

(csr)
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