Burger-King-Filialen geschlossen Für Günter Wallraff wirkt Yi-Ko-Pleite wie eine Komödie

Köln · Seit Montag sind alle 89 verbliebenen Burger-King-Filialen des Franchise-Nehmers Yi-Ko-Holding geschlossen. Die Muttergesellschaft Burger King hatte die Reißleine gezogen. Die Entwicklung zeigt aber auch, dass Burger King selbst gegen die Machenschaften des Gründers der Holding machtlos war.

Burger King: Erste Filialen schließen
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Ein Reporter-Team um den Journalisten Günter Wallraff hatte bereits im Mai Missstände in einigen Filialen der Fastfood-Kette Burger King aufgedeckt. In einem Fernsehbeitrag war von abgelaufenen Lebensmitteln die Rede, Mitarbeiter wurden zudem nicht ausreichend entlohnt, teilweise sogar gemobbt. Alle Filialen gehörten zur Holding von Ergün Yildiz und Alexander Kolobov.

Die Unternehmer hatten einst 91 Restaurants übernommen. Doch nach dem Skandal um Hygienemängel ließ Burger King zwei der Filialen schließen. Und noch mehr: Yildiz wurde als Geschäftsführer entmachtet, blieb formal nur noch passiver Gesellschafter in seiner eigenen Firma. Burger King setzte auf vertraute Manager, ließ sich jede operative Entscheidung vorlegen und genehmigte sie nach Angaben von Andreas Bork, Chef von Burger King in Deutschland, erst dann.

Doch die Kontrolle durch den Mutterkonzern konnte nicht verhindern, dass es erneut zu Missständen kam. Erneut hatte das Team Wallraff recherchiert. Wie nun beim Fernsehsender RTL zu sehen war, bestehen weiter erhebliche Mängel bei der Lebensmittelkontrolle und bei der Arbeitssicherheit. Eine Reporterin beobachtete, wie eine Filialleiterin Salate umettiketierte, anstatt sie auszusortieren, wie es die Fastfood-Kette Burger King in ihren Richtlinien vorschreibt. Die verdeckten Ermittlungen für RTL zeigen auch: die Mängel hatten System. Wer auf Fehler hingewiesen hatte, wurde in die Pause oder sogar in den Feierabend geschickt. Eine Mitarbeiterin berichtet von Mobbing, das ihrer Meinung nach kein Einzelfall war.

Für Wallraff wirkt alles wie eine schlechte Komödie

Burger King: Verlassene Restaurants in Leverkusen
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Auch wenn mit der Schließung der Yi-Ko-Filialen die Mängel vorerst behoben sind, stellt sich die Frage, wie in 89 Restaurants nach Plan Mitarbeiter schikaniert und schlecht bezahlt wurden und dazu animiert wurden, zuungunsten der Kunden Hygienestandards zu missachten. Laut Günter Wallraff ist Ergün Yildiz der Schuldige. Obwohl Burger King mit Dieter Stummel einen neuen Geschäftsführer eingesetzt hatte, zog Yildiz weiterhin die Fäden. Er ging in der Firmenzentrale ein und aus, schrieb sogar E-Mails mit Zielforderungen für die Holding.

Dieter Stummel hingegen wirkt auf den Fernsehaufnahmen wie ein Bittsteller bei Yi-Ko. Er hat keinen Schlüssel, muss klingeln, wenn er zur Arbeit kommt. Für Wallraff wirkt das alles wie eine Komödie. Auch auf die Vorwürfe des Teams Wallraff hat er keine zufriedenstellenden Antworten. Warum es keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gab und die Arbeitsverträge unter ihm noch schlechter waren als noch zu Yildiz-Zeiten kommentiert er nicht. Doch in einem Punkt wird Stummel deutlich. Auf die Frage, ob er weiterhin mit Ergün Yildiz arbeiten wollen würde sagt er: "Das würde ich nicht mehr tun, nein."

Aus der Komödie wird ein Drama

Das Bild von Ergün Yildiz, das in der Reportage gezeichnet wird, wird noch mehr zur einer Komödienfigur gesteigert, als es um die mögliche Zukunft der 3000 Mitarbeiter von Yi-Ko geht. Yildiz, der bisher fast nur über seinen Anwalt mit den Medien kommuniziert hat, zeigte sich am Wochenende vermeintlich offen. Bei Demonstrationen der Mitarbeiter der Yi-Ko-Restaurants setzt er sich für deren Rechte ein. Er ist vor Ort, begrüßt die Mitarbeiter freundlich, gibt Interviews.

"Es geht nur um die Arbeitsplätze.", sagt er den Reportern von RTL. Die Aussage wirkt nicht sehr gehaltvoll und ist vor allem keine Antwort auf die Frage des Fernsehteams: "Was sagen sie zu den Vorwürfen von Burger King, sie seien an den Missständen schuld?" Aus der Komödie wird schnell wieder ein Drama, sogar ein Thriller, als einer der Demonstranten bei RTL zu Wort kommt.

Er will nicht erkannt werden, denn er hat Angst vor Ergün Yildiz, hat Angst davor selbst Opfer von Schikanierung, von Mobbing zu werden. Sein Vorwurf: Ergün Yildiz hat die Mitarbeiter zur Demonstration genötigt, sie angeordnet.

(ac)
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