Burger King und McDonald's planen Lieferdienste Wir leben nur noch auf dem Sofa!

Meinung | Düsseldorf · Zalando liefert die neuen Schuhe und Amazon das dringend benötigte HDMI-Kabel, damit Netflix die neuen US-Serien ins Wohnzimmer beamen kann. Jetzt wollen auch Fastfood-Ketten ihre Burger direkt nach Hause liefern. Hauptsache niemand muss mehr aus dem Haus gehen. Oder gar mit anderen Menschen reden. Eine Polemik.

Burger King will sein Fast Food künftig auch nach Hause liefern.

Burger King will sein Fast Food künftig auch nach Hause liefern.

Foto: dpa, woi vfd

Erinnern Sie sich noch an die Qualen, die einem der samstägliche Bummel durch die Fußgängerzone bereitet hat? An das Gedränge vor den Umkleidekabinen? Die wartenden Menschen an der Kasse des Fast-Food-Restaurants? Grausam!

Zum Glück haben die Konzerne eine Lösung gefunden: Lieferungen. In Zukunft können Kunden vom Sofa aus nicht mehr nur Bücher, Filme oder Kleidung bestellen. Selbst die Fast-Food-Kette, bei der man früher spätabends nochmal kurz am Drive-In-Schalter gehalten hat, bringt ihre Whopper, Doppel-Whopper und Big King XXL in Zukunft nach Hause, während der Staubsauger-Roboter den Haushalt macht. In den nächsten 24 Monaten will Burger King in 200 seiner deutschlandweit 700 Filialen einen Lieferservice einführen.

Das Leben wird dadurch radikal vereinfacht. Wir müssen nicht mal mehr abwaschen, weil die Burger, Döner und Pizzen der verschiedenen Anbieter bereits in Pappschachteln und Alufolie gebracht werden, die anschließend einfach in den Müll wandern, während wir auf dem Sofa mit der Fernbedienung die nächste Folge "Game of Thrones" starten und uns überlegen, ob wir uns nach dem Serien-Marathon nicht noch einen kleinen Nachtisch bestellen sollten — immerhin liefert Burger King ja auch Hot Brownies und Belgische Waffeln nach Hause. Zwar erst ab zehn Euro Bestellwert, aber das klappt locker, wenn man noch eine Flasche Cola und den Donut mit Füllung der Bestellung hinzufügt. 1000 neue Arbeitsplätze verspricht das Unternehmen, entstünden durch den Lieferservice, der Anbietern wie Joey's Pizza und Plattformen wie Lieferheld Konkurrenz machen soll.

Tolle Nachrichten? Leider nicht. Denn in Wahrheit bedienen die Anbieter damit nur unsere eigene Bequemlichkeit. Früher musste man sich wenigstens noch aufraffen, um salzige Pommes, überzuckerte Cola und kalorienhaltige Burger in sich hineinschaufeln zu können. Heute reicht dafür der Griff zum Smartphone und der Gang zur Haustür. Kalorienverbrauch auf diesem Weg? Gleich Null.

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass im Jahr 2030 jeder zweite Deutsche übergewichtig ist. Gleichzeitig kaufen schon heute nach Angaben des Kölner Instituts für Handelsforschung rund ein Drittel der Deutschen nur noch online ein. Ein Zufall?

Kein Wunder, dass viele Unternehmen auch bei Lebensmitteln immer stärker auf den Online-Handel setzen. Supermarkt-Ketten testen längst die Lieferung von Wocheneinkäufen, die den Kunden auch den letzten Weg zum Einkaufszentrum ersparen.

Und während Burger King betont, dass es nur darum gehe, die "Wünsche und Bedürfnisse unserer Gäste zu erfüllen", sollten wir uns lieber fragen, ob uns durch all die Bestell-Apps, Liefer-Services und Prime-Sendungen auf Dauer nicht die totale soziale Verödung droht, die nur dann durchbrochen wird, wenn sich per WhatsApp mal wieder die alten Schulfreunde während unserer Sofa-Abende melden.

Das wäre fatal.

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