Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften Bush-Kritiker Paul Krugman ausgezeichnet

Stockholm (RPO). Er gilt als einer der schärfsten Kritiker des derzeitigen US-Präsidenten George Bush, viele nennen ihn gar den Michael Moore der Intellektuellen: Der Amerikaner Paul Krugman erhält den mit einer Million Euro dotierten Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften. Es ist das neunte Mal, dass der begehrte Preis in die USA geht. In einer ersten telefonischen Reaktion sagte Krugman, er sei "tief bewegt".

Wirtschafts-Nobelpreise seit 1969
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Foto: AFP

Der 55-Jährige erhält Preis für seine Ende der 70er Jahren entwickelte die Außenhandelstheorie, die noch heute dazu dient, außenwirtschaftliche Beziehungen zu erklären. Krugman habe neue Theorien zu den Auswirkungen von Freihandel und Globalisierung formuliert, hieß es in der Begründung der Nobelpreis-Jury. Krugman wurde schon seit Jahren immer wieder als Favorit im Kampf um einen der Nobelpreise gehandelt.

Neuer Ansatz in der Außenhandelstheorie

Seine Theorie revolutionierte das Denken über die Verflechtung der Weltmärkte, da man zuvor davon ausgegangen war, dass zwischen verschiedenen Ländern nur wegen der komparativen Kostenunterschiede Handel betrieben wird. Meint: Durch die unterschiedliche Ausstattung von Ländern mit Know-how, Technologien und Ressourcen wie Rohstoffen etc. lohnt es sich, Handel zu treiben. Doch dieses Denken ließ sich in Zeiten, nur noch wenige Länder den Großteil der Weltwirtschaft bestimmten, nicht mehr so recht anwenden. Fast 70 Prozent aller weltweiten Exporte finden zwischen hoch entwickelten Staaten statt. Nur wenige Länder machen mehr als zwei Drittel der weltweiten Exporte aus.

Krugman ging in seiner Außenhandelstheorie nun davon aus, dass der gestiegene Handel zwischen Ländern durch steigende Skalenerträge zu erklären sind - im Fachjargon "Economies of Scale" genannt. Beispiel: Je mehr Autos bei Volkswagen von dem Fließband laufen, desto niedriger sind die durchschnittlichen Kosten. Noch besser lässt sich das anhand der Pharmaindustrie erklären: Die Entwicklung eines neuen Medikaments gegen Krebs kostet mitunter Milliarden - das Produkt dann unter die Leute zu bringen, eher wenig. Wenn dies der Fall ist, ist der weltweite Handel besonders attraktiv. Denn indem man das Medikament überall auf der Welt einführt, erreichen Firmen mehr Kunden. Ein Segen für Umsatz und bestenfalls auch den Gewinn des Unternehmens.

Kritik an der Bush-Regierung

International anerkannt

Neben seinen wöchentlichen Kolumnen ist Paul Krugman Autor von mehr als 20 Büchern und zahlreichen Papieren in renommierten wissenschaftlichen Magazinen.

Auch in Deutschland hat Krugman sich einen Namen gemacht. 1998 verlieh ihm die Freie Universität Berlin die Ehrendoktorwürde. Lehraufträge führten ihn an die Yale Universität, das MIT und die Stanford Universität

Verleihung am 10. Dezember

Den Abschluss der Verkündung für Nobelpreise bildet stets die Auszeichnung für Wirtschaft. Die Ehrung für wirtschaftswissenschaftliche Leistungen gehört nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Der Preis war 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet worden und wird seit 1969 verliehen. Die Nobelpreise sind umgerechnet mit rund 1,1 Millionen Euro dotiert. Die Auszeichnungen werden traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, durch den König Schwedens in Stockholm überreicht.

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