A400M-Testflug in Sevilla Das Milliardengrab kann fliegen

Hamburg (RPO). Elf Jahre nach der ersten Ausschreibung ist am Morgen der europäische Militärtransporter A400M in Sevilla zum ersten Mal abgehoben – mit dreijähriger Verspätung. Die Dimensionen des Flugzeugs sind enorm. Die Maschine soll Hubschrauber und Panzer bis ans andere der Welt befördern können. Enorm sind leider auch die Kosten. Und um die gibt es Streit.

Der neue Airbus A400M hebt ab
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Der neue Airbus A400M hebt ab

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Hamburg (RPO). Elf Jahre nach der ersten Ausschreibung ist am Morgen der europäische Militärtransporter A400M in Sevilla zum ersten Mal abgehoben — mit dreijähriger Verspätung. Die Dimensionen des Flugzeugs sind enorm. Die Maschine soll Hubschrauber und Panzer bis ans andere der Welt befördern können. Enorm sind leider auch die Kosten. Und um die gibt es Streit.

Die Ansprüche an den neuen A400M sind riesig. Das Flugzeug mit dem 18 Meter langen Laderaum soll Dank seiner vier Propeller auf 0,7-fache Schallgeschwindigkeit beschleunigen können. Dieses Tempo ist mit der Leistung üblicher Düsenflugzeuge zu vergleichen. Die Reichweite soll bei 8700 Kilometern ohne Nachtanken liegen.

Im Kriegsfall finden bis zu 100 Fallschirmjäger im Bauch der Maschine Platz. Auch Hubschrauber oder Panzer können verladen werden. Die Maschine soll über einen Langsamflieg-Modus verfügen, der besonders für den Tiefflug wichtig ist. Als Landebahn soll bereits eine 750 Meter kurze Schotterpiste genügen. Deutschland zählt zu den größten Kunden des Projekts. Die Bundeswehr will ihre alten Transall-Maschinen schnellstmöglich austauschen.

Was kann der A400M wirklich?

Die Betonung liegt auf: will. Denn ob der Riesen-Flieger tatsächlich den praktischen Anforderungen genügt, steht in den Sternen. Und so dürfte den Machern an diesem Freitag bereits ein Stein vom Herzen gefallen sein, dass der Jumbo überhaupt abhob. Die schwierigeren Tests für die militärischen Spezifikationen sollen erst in den kommenden Monaten und Jahren starten.

In Sevilla werden bereits nach dem Start die Köpfe rauchen. Vertreter der Airbus-Mutter EADS wollen sicherstellen, dass die letzte Phase des Projekts möglichst ohne Pannen und weitere Kosten auskommt. Denn das ursprünglich mit 20 Milliarden Euro veranschlagte Projekt stand in der Vergangenheit immer wieder vor dem Aus. Die zusätzlichen Mehrausgaben werden von Experten auf fünf Milliarden Euro geschätzt. Fraglich bleibt, wie viel Deutschland jetzt nachschießen muss.

EADS verlangt von den Bestellern die Mehrkosten für die verspätete Herstellung zu übernehmen. "Wir wünschen uns, dass die Kunden die gestiegenen Produktionskosten ausgleichen", sagte der Chef der EADS-Militärsparte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wir würden unsererseits das Entwicklungsrisiko übernehmen. Das wäre ein fairer Beitrag."

Berlin: EADS soll selbst zahlen

Die Kunden könnten entweder dieselbe Zahl von Flugzeugen abnehmen und dafür mehr bezahlen, oder weniger Maschinen für denselben Betrag. Deutschland spricht sich Medienberichten zufolge deutlich dagegen aus. EADS soll die Mehrkosten nach Willen der Bundesregierung selbst tragen.

Ursprünglich hatten sieben europäische Nato-Länder - Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Belgien, Luxemburg und die Türkei - den Bau von 180 Maschinen zum Fixpreis von 20 Milliarden Euro mit Airbus vereinbart. Später bestellten Südafrika und Malaysia weitere zwölf Flugzeuge.

Südafrika hat den Auftrag für den Kauf von acht Maschinen wegen der Verzögerungen inzwischen aber storniert. 2013 sollen die ersten Maschinen an Frankreich ausgeliefert werden, Deutschland ist später an der Reihe.

(AP/csi)
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