Deutsche Bahn Dauerfeste Räder für ICE erst in Jahren

Berlin (RPO). Die Deutsche Bahn rechnet erst in zwei bis drei Jahren mit dauerhaft haltbaren Rädern und Achsen für ICE- und S-Bahn-Züge. Das für den Personenverkehr zuständige Vorstandsmitglied Ulrich Homburg erklärte in einem Interview, bis dahin müsse deutlich erhöhter Personalaufwand bei der Wartung die Sicherheit gewährleisten.

Juli 2008: ICE im Kölner Hauptbahnhof entgleist
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Juli 2008: ICE im Kölner Hauptbahnhof entgleist

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Homburg trat Befürchtungen entgegen, mit zunehmendem Wettbewerb auf Fernstrecken sei die Anbindung peripherer Großstädte gefährdet. In der Hauptstadt, wo seit einem halben Jahr chaotische Zustände bei der S-Bahn herrschen, soll trotz der Widrigkeiten noch 2010 zum Normalfahrplan zurückgekehrt werden.

Es seien mehr als 100 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, eine Werkstatt werde wieder in Betrieb genommen und 20 Altfahrzeuge reaktiviert. Homburg, der sein Amt erst im Frühjahr antrat, verwies darauf, dass unmittelbar nach Bekanntwerden der "inakzeptablen Missstände" bei der S-Bahn eine neue Geschäftsführung und eine Task Force eingesetzt und "einschneidende Veränderungen bei Arbeitsstrukturen und -prozessen vorgenommen" worden seien. Er stellte für "die kommenden Wochen" Ergebnisse der eingeleiteten Ermittlungen und anschließende Konsequenzen in Aussicht.

"Task Force" für Berliner S-Bahn

Bis die Hersteller der Räder und Achsen "in zwei bis drei Jahren wirklich dauerfeste Bauteile liefern", müsse die DB AG "einen riesigen technischen Aufwand treiben. Das heißt, die Radscheiben mehr als doppelt so oft austauschen und die betroffenen ICE-Achsen zehnmal so oft überprüfen wie bisher." Homburg nannte elf zusätzliche Ultraschall-Anlagen und 135 weitere Mitarbeiter sowie das neue ICE-Werk in Leipzig, mit denen "die kundenwirksamen Beeinträchtigungen im Fernverkehr weitestgehend reduziert" worden seien.

Auf die Frage, wie das Image der Bahn wieder aufgebessert werden solle, zählte Homburg "die gerade gestartete Ausweitung der begehrten Sparpreis-Ticketfamilie, kürzere Fahrzeiten nach Brüssel, die neue Brennerverbindung nach Italien oder neue S-Bahnflotten an Rhein und Ruhr sowie in Stuttgart" auf. Außerdem werde das Personal in den ICE-Zügen aufgestockt. Ferner "wollen wir die sehr gut angenommenen Aufrufsysteme in weiteren Reisezentren einführen und machen 2010 die Bedienung der Automaten noch benutzerfreundlicher", versprach er.

Neue ICE-Generation soll noch 2010 bestellt werden

Ende 2011 sollen 15 neue ICE-3-Züge die "gut nachgefragten grenzüberschreitenden Verkehre weiter verstärken". Die Ausschreibung für die neue Fernverkehrs-Fahrzeuggeneration unter dem Arbeitstitel "ICx" solle 2010 abgeschlossen werden. "Ob und wann das geschieht, hängt vom Erfolg der Verhandlungen mit den Bietern ab", sagte Homburg.

Mit diesen bis zu 300 Zugeinheiten sollen ab 2015 die lokbespannten Intercity-/Eurocity-Züge und ab 2020 die ICE-Züge der ersten und zweiten Generation ersetzt werden. "Natürlich legen wir nach den schlechten Erfahrungen mit ICE-Achsen und S-Bahn-Radscheiben noch größeres Augenmerk auf höchste Qualitätsstandards bei Konstruktion, Bau, Tests und Gewährleistung der Fahrzeuge", versprach der Bahnvorstand.

"Keine Rede von Ausdünnung oder Abkopplung"

Ende 2010 werden voraussichtlich auf einigen einträglichen Hauptstrecken private Konkurrenzunternehmen der DB Paroli bieten. Homburger demonstrierte Gelassenheit gegenüber dieser Herausforderung: "Wir sind nicht bange, auch bei einer härteren Konkurrenz im Fernverkehr weiterhin die Kunden an uns binden zu können", sagte er und verwies auf die Erfolge bei Ausschreibungen im Regional- und Nahverkehr. Trotz Lohnkosten-Nachteilen sei der DB AG 2009 "mit fast 75 Prozent eine Verdreifachung der Gewinnquote" gelungen. Im Fernverkehr habe die Deutsche Bahn einmalige Netzangebote, besonders auch im grenzüberschreitenden Fernverkehr.

Die Frage nach einer möglichen Abkopplung weniger lukrativer Verbindungen "stellt sich so nicht", meinte Homburg. Bei entsprechender Nachfrage seien immer wieder neue Fernverkehrsverbindungen eingerichtet worden. Er nannte unter anderem das Werdenfelser Land, Städte wie Tübingen und Reutlingen, Siegen und Wetzlar, Mönchengladbach und Neuss sowie die Regionen Eichsfeld und Südharz. "Von einer Ausdünnung oder Abkopplung kann also nicht die Rede sein."

(AP/felt)
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