Opel verkündet Produktionsstopp für 2016 Der ewige Kampf um Bochum

Bochum · Am Wochenende gab es bereits die Vorboten, seit Montagmorgen ist es klar: Ab 2016 sollen am Opel-Standort Bochum keine Autos mehr produziert werden. Auch wenn der Standort nicht ganz verschwinden soll, so ist es doch ein schwerer Schlag für die Stadt – und läutet das vielleicht letzte Kapitel in einem zähen Ringen um Bochum ein.

Dezember 2012: Opel-Belegschaftsversammlung in Bochum
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Am Wochenende gab es bereits die Vorboten, seit Montagmorgen ist es klar: Ab 2016 sollen am Opel-Standort Bochum keine Autos mehr produziert werden. Auch wenn der Standort nicht ganz verschwinden soll, so ist es doch ein schwerer Schlag für die Stadt — und läutet das vielleicht letzte Kapitel in einem zähen Ringen um Bochum ein.

Laut Opel-Chef Thomas Sedran soll Bochum nicht nur mit einem Logistikzentrum, sondern auch mit einer "Komponentenfertigung" weiter präsent sein. "Wir werden für die Mitarbeiter hier in Bochum gute und vernünftige Wege finden", fügte er hinzu. Doch offen ist, wie viele Arbeitsplätze durch den Produktionsstopp abgebaut werden. Eine weitere Hängepartie — wie schon so oft im Fall von Opel und insbesondere im Fall Bochum.

Denn seit das Unternehmen in schwierige Fahrwasser geraten ist, war immer wieder von Werksschließungen die Rede. Seit mehr als zehn Jahren schreibt das Unternehmen in Europa rote Zahlen — sie gehen in die Milliarden. Auch im vergangenen Jahr war das wieder der Fall. Erst im Mai dieses Jahre verließ Karl-Friedrich Stracke das Unternehmen — nach nur anderthalb Jahren. Wie erbittert teilweise der Kampf um Opel ist, zeigt sich aber insbesondere an Bochum.

Schon Rüttgers musste um Opel kämpfen

Denn wenn es um Werksschließungen ging, fiel auch immer wieder der Name Bochum. Das bereits 1962 eingerichtete Werk gilt zumindest in Teilen als veraltet. Noch 3100 Mitarbeiter sind derzeit dort beschäftigt, gebaut wird nur noch der Opel Zafira — und dessen Produktion läuft im Jahr 2016 aus.

Bereits im Sommer 2010 war der Kampf um Bochum richtig entbrannt. Damals hatte die Berliner Politik gerade darüber diskutiert, ob sie Opel mit Finanzhilfen unterstützen soll. GM hatte sich zu der Zeit entschlossen, das Unternehmen doch nicht zu verkaufen, sondern aus eigener Kraft zu sanieren, später lehnte man auch Staatshilfen aus Deutschland ab.

Der damalige Ministerpräsident von NRW, Jürgen Rüttgers (CDU) hatte 2010 auf den Erhalt des Werkes gepocht und erwartet, dass der Restrukturierungsplan aus dieser Zeit (er sah den Abbau von 1800 Stellen vor) auch umgesetzt werde. Es war ein Kompromiss in Zeiten des harten Sanierungskurses des Konzerns. Auch Hannelore Kraft, seine Nachfolgerin, ging später zu einer Betriebsversammlung und forderte die Mitarbeiter auf zu kämpfen.

Ein Jahr später gab es recht gute Nachrichten. Bis zum August 2011 waren nur 1450 der vorgesehenen 1800 Stellen wegen der guten Autokonjunktur gestrichen worden. 1200 gingen freiwillig, andere wurden versetzt. Betriebsbedingte Kündigungen waren damit ausgeschlossen. Das Ende der Unsicherheit für die Opel-Mitarbeiter allerdings noch lange nicht.

Das entscheidende Jahr 2016

Denn immer wieder machten Gerüchte die Runde, dass das Werk geschlossen werden könnte — und dabei fiel auch meist das Jahr 2016, weil dann die Zafira-Produktion ausläuft. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen sind nach dem vereinbarten Sanierungskonzept nur bis 2014 ausgeschlossen. Eine Antwort auf die Frage, ob Bochum wegfällt, blieben die Autobauer aber stets schuldig.

Der damalige Opelchef Stracke hatte im Mai sogar noch den Qualitätsstandard des Bochumer Werkes gelobt, zugleich aber auch gesagt, dass das Unternehmen die Kosten in den Griff bekommen müsse. Ein Deutschland-Plan sollte schließlich die endgültige Gewissheit bringen, doch die Verhandlungen darüber gerieten im Oktober ins Stocken. Betriebsrat und Gewerkschaft hatten damals Zusagen zu Standorten und Beschäftigung über 2016 hinaus gefordert.

An diesem Montag aber kam die bittere Nachricht, dass es dazu nicht kommen wird. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagt sogar: "Ich glaube nicht an die Zukunft als Komponentenwerk", denn die Komponentenfertigung anderer Werke sei bei Weitem nicht ausgelastet. Bislang ist aber noch offen, wie es hier weitergehen soll — und für die Mitarbeiter bedeutet das eine weitere Hängepartie. Sie müssen — wieder einmal — warten.

mit Agenturmaterial

(das)
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