Trennt sich Daimler von Chrysler? Der "Hochzeit im Himmel" folgte keine Traumehe

Stuttgart (RPO). Vor neun Jahren fusionierten die beiden Autohersteller Daimler und Chrysler - jetzt scheint der damals als Traumehe gefeierte Zusammenschluss gescheitert.

Wie Jürgen Schrempp Daimler Chrysler prägte
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Schon seit Jahren kriselt es bei Chrysler heftig: Die US-Tochter plagen Absatzschwierigkeiten und hohe Lagerbestände. Jahrelang schrieb Chrysler rote Zahlen, nur vorübergehend schien das US-Geschäft wieder auf profitablem Kurs zu sein. Der Vorstand des Autokonzerns DaimlerChrysler gab daher am Mittwoch bekannt, keine Option auszuschließen, "um die beste Lösung für die Chrysler Group und DaimlerChrysler zu finden" - es könnte auf eine "Scheidung" der deutsch-amerikanischen Ehe hinauslaufen.

Der Zusammenschluss der beiden Autokonzerne war einer der spektakulärsten in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte: Jürgen Schrempp, damals Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz, fusionierte das Stuttgarter Traditionsunternehmen 1998 mit dem US-Autohersteller Chrysler. Der zunächst als "Hochzeit im Himmel" apostrophierte Zusammenschluss stellte sich jedoch bald als Milliardengrab heraus. Auf dem US-Markt überboten sich die Autohersteller gegenseitig mit Rabatten. Zudem produzierte die US-Tochter des neuen Konzerns zum Großteil Geländewagen, Pickups und Minivans. Wegen der gestiegenen Spritpreise waren die kleinere Autos der Konkurrenz beliebter.

Schrempp schickte deshalb im Jahr 2000 einen seiner besten Manager zu Chrysler, um die Tochter auf Kurs zu bringen: Dieter Zetsche. Anfang 2001 kündigte Zetsche an, mindestens 30 000 Stellen bei Chrysler in den Vereinigten Staaten zu streichen - jeder fünfte Job fiel damit weg. Zudem sollten laut Zetsche bis 2002 sechs Werke in den USA, Mexiko, Argentinien und Brasilien geschlossen werden.

Mitte 2005 galt die US-Sparte mit einem operativen Ergebnis von 1,5 Milliarden Euro als saniert. Ein Erfolg, den der heutige Vorstandsvorsitzende von Daimler-Chrysler für sich verbuchen konnte. Doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Im vergangenen Jahr machte die US-Sparte einen operativen Verlust von 1,1 Milliarden Euro.

Die Fusion von Daimler und Chrysler wurde von Anfang an nicht nur positiv beurteilt. Branchenkenner bemängelten, die beiden Marken, deren Märkte und Kunden hätten zu wenig gemein. Die Entwicklung scheint ihnen Recht zu geben.

(afp2)
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