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Der Online-Versandhändler und die Verlage Der Widerstand gegen Amazons Macht wächst

Düsseldorf · Verlage und Autoren in Amerika und Europa werfen dem Online-Händler vor, seine Marktposition zu missbrauchen, um Rabatte einzustreichen. EU und Bundeskartellamt prüfen die Vorwürfe. Ob Amazon eine Strafe fürchten muss, ist unklar.

Amazon macht Angst. Das sagt zumindest der stationäre Handel, der wegen des Konkurrenten aus dem Netz um seine Existenz fürchtet. Das sagen neuerdings auch immer mehr Unternehmen, die mit und dank Amazon bisher eigentlich gute Geschäfte gemacht haben. In den USA und in Deutschland wird der Vorwurf lauter, der Online-Versandhändler missbrauche seine dominante Marktposition, um von Verlagen und Unterhaltungskonzernen ihm genehme Konditionen abzupressen. Mehrere Schwergewichte der Branche, Verlage und Verbände werfen dem Online-Händler aggressive Methoden im Preiskampf vor.

Der Vorwurf: Wer in den Verhandlungen mit Amazon nicht ausreichend auf die Wünsche des Versandhändlers eingeht, dessen Produkte sind nicht mehr lieferbar oder werden verspätet versandt - mit der Folge, dass der Umsatz signifikant einbricht. Tatsächlich waren am Wochenende in den USA die neuesten Disneyfilme wie "Captain America 2" nicht mehr auf DVD oder Bluray vorbestellbar. Ähnliches galt zuletzt für Filme von Time Warner, der Konzern einigte sich rasch mit dem Händler.

Zuletzt konnte sich der US-Verlag Hachette mit Amazon nicht auf niedrigere Preise für E-Books einigen, infolgedessen habe Amazon nach eigener Auskunft "Maßnahmen ergriffen, den Verkauf ihrer Titel in unserem Store zu reduzieren". Der Streit schwelt seit Monaten und gipfelte in einem am Wochenende veröffentlichten offenen Brief, den 900 Autoren wie John Grisham oder Stephen King unterzeichneten. Bücher dürften nicht als Geiseln genommen werden, hieß es darin.

41 Prozent Anteil am E-Book-Markt

Das wirft auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels Amazon vor, etwa bei Verhandlungen mit der Verlagsgruppe Bonnier seine Marktmacht zu missbrauchen: Gedruckte Bücher würden verspätet ausliefert, um höhere Rabatte für E-Books einzustreichen. Der Buchhandel hat deshalb eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht, dies wiederum hat Vorermittlungen der EU-Kommission ausgelöst. "Wir analysieren den Fall gerade und arbeiten eng mit den deutschen Wettbewerbsbehörden und dem Bundeskartellamt zusammen", hieß es gestern in Brüssel.

Amazon hat in Deutschland einen Marktanteil erreicht, der den Argumenten des Konzerns bei Verhandlungen ein gewisses Gewicht verleiht. Am E-Book-Markt hat Amazon dank seiner eigenen Lesegeräte einen Anteil von 41 Prozent. Und der Verband der Versandbuchhändler geht davon aus, dass 74 Prozent aller in Deutschland verschickten Bücher von Amazon kommen. Insgesamt, so Experten, kontrolliert Amazon so rund 20 Prozent des deutschen Buchhandels.

"Wenn ein Marktteilnehmer die Macht hat, zu bestimmen, welches Buch sichtbar ist und welches nicht und damit Handelspartner erpressen kann, dann hat er auch die Macht, den Markt komplett zu verwüsten", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, unserer Zeitung. Skipis warnt vor höheren Preisen für Kunden: "Sobald Amazon eine Monopolstellung innehat, wird es Monopolrenditen abzuschöpfen versuchen."

Sanktionen könnten Amazon auch schaden

Für Tobias Kollmann, Lehrstuhlinhaber für E-Business an der Uni Duisburg-Essen, ist die Vorgehensweise verständlich: "Wer eine dominante Marktgröße erreicht hat, der wird sie auch einsetzen, um höhere Gewinne zu generieren und seine Aktionäre glücklich zu machen."

Allerdings könnten Sanktionen gegen Verlage auch Amazon selbst schaden — zum Beispiel dann, wenn der neueste Bestseller eben nicht lieferbar ist, woanders aber schon. "Wenn Verbraucher merken, dass ihnen aus einer Monopolstellung Nachteile erwachsen, dann können sie digital mit den Füßen abstimmen", sagt Kollmann. "Ein neuer Konkurrent ist dann vielleicht nur einen Mausklick entfernt."

(RP)
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