Kommende Tarifrunde Auch 2015 wird ein Jahr der Streiks

Düsseldorf · Lufthansa, Amazon, öffentlicher Dienst - ungelöste und neue Tarifkonflikte dürften der Republik einen arbeitskampfreichen Start ins neue Jahr bescheren. Bahn, GDL und EVG wollen schon im Januar weiterverhandeln.

Die im kommenden Jahr anstehenden Tarifverhandlungen bergen Konfliktpotenzial.

Die im kommenden Jahr anstehenden Tarifverhandlungen bergen Konfliktpotenzial.

Foto: dapd, Timur Emek

2014 wird vielen Reisenden als ein Jahr des Bangens in Erinnerung bleiben: Die massiven Dauerstreiks bei der Deutschen Bahn und der Lufthansa stellten Tausende Menschen auf eine harte Geduldsprobe. Auch das neue Jahr wird reich an tarifpolitischen Konflikten sein - und an Streiks. Wir haben eine Branchenübersicht zusammengestellt:

Deutsche Bahn, Amazon, Lufthansa - Auch 2015 wird Jahr der Streiks
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Landesbeschäftigte Die Gewerkschaften wollen 5,5 Prozent, mindestens jedoch 175 Euro mehr im Monat für die 800 000 Tarifbeschäftigten der Länder. Zudem soll das Ergebnis eins zu eins auf die Beamten übertragen werden. Beim letzten Mal benötigten beide Seiten drei Runden - das gilt als zügig. Diesmal könnte es länger dauern. Auf Landesebene gelten die Gewerkschaften als weniger schlagkräftig als in den Kommunen.

Sozial- und Erziehungsdienst Doch auch in den Städten und Gemeinden wird verhandelt. Verdi hat die Eingruppierungstarifverträge gekündigt und verlangt vor allem für den Sozial- und Erziehungsdienst eine bessere Bezahlung. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Die Arbeitgeber rechnen jedoch schon jetzt mit massiven Kita-Streiks. 2009 schlossen in einigen Regionen die Kitas für 19 Tage.

Kommunale Kliniken Der Marburger Bund fordert für die 52 000 Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern 5,4 Prozent mehr Gehalt sowie eine bessere Bezahlung des Bereitschaftsdienstes. Verhandelt wird schon am 15. Januar. Ein weiterer Termin für Anfang Februar wurde ebenfalls vereinbart.

Sicherheitskräfte Die Sicherheitsbranche wird gerade erschüttert von massiven Mängeln bei der Passagierkontrolle an den Flughäfen. Das erschwert die ohnehin schwierigen Verhandlungen für das Sicherheitsgewerbe. Die Gewerkschaft Verdi verlangt eine Anhebung des Stundenlohns für die Fluggastkontrolleure um 2,50 auf 17,20 Euro - das wäre eine Erhöhung um 17 Prozent. Streiks an den Schleusen hätten massive Auswirkungen auf den Luftverkehr - und zwar für alle Fluggesellschaften. Die Friedenspflicht endet am 31. Dezember. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 9. Januar geplant.

Lufthansa Der Konflikt um die Übergangsversorgung der Piloten gärt weiter. Vorstöße beider Seiten für eine Schlichtung verliefen bislang im Sande, konnte man sich doch nicht über die zu schlichtenden Themen einigen. Ab Januar könnten deshalb die Piloten wieder die Arbeit niederlegen. Der Konzern hat seinen Mitarbeitern im Zuge eines Sparprogramms Einschnitte abverlangt. Deshalb läuft derzeit auch eine Urabstimmung bei der Unabhängigen Flugbegleiter-Organisation - jedoch bislang mit nur geringer Beteiligung.

Deutsche Bahn Zwar haben sich Bahn und Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) für 2014 auf 510 Euro Einmalzahlung geeinigt, aber der eigentliche Konflikt bleibt weiter bestehen. Verhandelt wird am 19. und 28. Januar. Gibt es kein Ergebnis, sind weitere Lokführer-Streiks möglich. Zugleich laufen Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Auch dort sind weitere Gespräche für den 14. Januar geplant. Nur bis zu diesem Zeitpunkt hat die EVG Streiks ausgeschlossen.

Metall- und Elektroindustrie Eigentlich hatten sich die IG Metall und die Arbeitgeber darauf geeinigt, über das Thema "Lebensarbeitszeit" fernab der Tarifrunde für die rund 3,5 Millionen Beschäftigten zu sprechen. Dabei geht es vereinfacht ausgedrückt um die Frage, ob die Menschen für besondere Vorkommnisse wie Kinderbetreuung, Hausbau, Pflege eines Angehörigen oder eine Weiterbildung von der Arbeit freigestellt werden können. Die IG Metall hat nun neben ihrer Lohnforderung von 5,5 Prozent auch eine Bildungsteilzeit verlangt - entgegen der Absprache. Das ärgert die Arbeitgeber. Entsprechend schwierig dürften die Gespräche werden. Verhandelt wird ab Mitte Januar.

Chemische Industrie Auch die IG Bergbau Chemie Energie hat ihre Tarifrunde mit einem qualitativen Thema aufgeladen: Sie verlangt neben Einkommenssteigerungen zwischen vier und fünf Prozent eine Drei- bis Vier-Tage-Woche für die Beschäftigten ab 60 Jahren. Kein leichtes Unterfangen. Die Unternehmen sind tendenziell eher darauf angewiesen, dass die Fachkräfte länger und nicht kürzer im Unternehmen bleiben. Für den Bezirk Nordrhein läuft der aktuelle Tarifvertrag noch bis Ende Februar.

Einzelhandel Im Tarifkonflikt 2013 sorgten die Arbeitgeber im Einzelhandel mit der Kündigung des Manteltarifvertrags bei den 1,3 Millionen Beschäftigten für jede Menge Ärger. Der Konflikt zog sich monatelang hin. Am Ende führte er zu einem Pilotabschluss in Baden-Württemberg, zu neuen Lohngruppen für Warenverräumtätigkeiten und dem Wiederinkraftsetzen des Manteltarifvertrages. Wie konfliktreich die diesjährige Tarifrunde ausfällt, hängt vor allem von der Forderungshöhe ab. Der aktuell gültige Tarifvertrag hat noch eine Laufzeit bis Ende April. Verhandelt wird außerdem für die 720 000 Beschäftigten des Groß- und Außenhandels.

(RP)
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