Investitionsprogramm Die Bahn will pünktlicher werden

Berlin · Der Staatskonzern will 20 Milliarden Euro investieren, um besser im Wettbewerb der Verkehrssysteme zu bestehen. Die Pünktlichkeitsquote der Bahn soll bis 2020 von 74 auf 85 Prozent steigen.

 Bahnchef Rüdiger Grube

Bahnchef Rüdiger Grube

Foto: dpa, Emily Wabitsch

Bahnchef Rüdiger Grube hat dem Aufsichtsrat seine Pläne für den Umbau des Konzerns bis 2020 vorgestellt. Der Bahn-Vorstand will im Kampf um die Kunden mit mehr Sauberkeit auf den Bahnhöfen und in den Zügen, mehr Pünktlichkeit und einer besseren Fahrgast-Information punkten. Die Qualitäts- und Kundenoffensive "Zukunft Bahn" umfasst 70 Punkte. Insgesamt ist ein Investitionsprogramm von 20 Milliarden Euro für die kommenden fünf Jahre geplant. Im Raum steht dabei auch der Vorschlag, die Vorstandsgehälter künftig an die Erfüllung des Pünktlichkeitsversprechens zu koppeln.

Den Plänen zufolge sollen 2020 im Fernverkehr 85 Prozent aller Züge pünktlich sein. In diesem Jahr kommen nur drei von vier Zügen rechtzeitig an (74 Prozent). Dies will Grube erreichen, indem er das Management aller betroffenen Faktoren vom Stellwerk über die Weiche bis zum Lokführer zentralisiert. Auch soll es künftig mehr mobile Instandhaltungstrupps geben, um etwa liegengebliebene Züge wieder fahrtüchtig zu machen. Zudem will die Bahn digitale Anzeigtafeln in den kommenden Jahren flächendeckend an den Bahnhöfen anbieten.

Beim Thema Digitalisierung arbeitet der Konzern neben der Ausrüstung der zweiten Klasse mit W-Lan bis Ende 2016 unter anderem an einem Ticket, das sich der Kunde auf sein Smartphone laden kann. Der Zugbegleiter muss dieses nicht mehr kontrollieren, sondern bekommt direkt angezeigt, wenn der Fahrgast Platz genommen hat.

Gestrichen werden künftig wohl die Nachtzüge in ihrer heutigen Form. Der Betrieb könnte an die Österreichischen Bundesbahnen vergeben werden, die Interesse bekundet haben sollen.

Der Bahnchef stellte den Kontrolleuren auch seine Pläne für den Stellenabbau bei der kriselnden Schienengüterverkehrssparte Schenker Rail vor. Die Transportleistung könnte demnach unter die Marke von 70 Milliarden Tonnenkilometer sinken. Wenn nur ein Güterzug wegfalle, seien automatisch sieben bis zehn Beschäftigte betroffen, heißt es aus Arbeitnehmerkreisen. Je nach Modell hätte die Einsparung einen Stellenabbau zwischen knapp 3000 und 5000 Stellen zur Folge. Allerdings muss wegen der geltenden Vereinbarung zur Jobsicherheit jedem Beschäftigten, der länger als zwei Jahre im Betrieb ist, eine alternative Stelle angeboten werden.

Der Aufsichtsrat gab zwar grünes Licht für Grubes Budget 2016. Das Programm "Zukunft Bahn" nahmen die Kontrolleure nach hitziger Debatte aber lediglich zur Kenntnis. Vor allem den Arbeitnehmervertretern gingen Grubes Ausführungen zum Konzernumbau nicht weit genug. Es habe sich um einen Katalog mit vielen Einzelmaßnahmen gehandelt, eine Strategie sei nicht zu erkennen gewesen, hieß es von Gewerkschaftsseite. Der Vorstand muss diese Details nun im kommenden Jahr nachliefern. Bahn-Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht sagte dennoch: "Wir sind überzeugt, wieder mehr Kunden für die Bahn zu gewinnen und den Erfolg in der Zukunft abzusichern."

Kritik kam dagegen aus der Politik: "Die Bahn hat noch viele ihrer Hausaufgaben nicht erledigt, aber auch der Bund muss sich endlich seiner Verantwortung bewusst werden", kritisierte Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen. "Die Bundesregierung ist mitschuldig am Bahnschlamassel." Gastel kritisierte, die jährlich steigende "Zwangsdividende" an den Bund mache einen guten Teil der eingefahrenen Verluste aus. "Die Einforderung einer Dividende jenseits aller Realitäten ist sicher nicht der richtige Weg."

(brö)
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