Reformen beim deutschen Bankenprimus Deutsche Bank auf Schlinger-Kurs

Meinung | Düsseldorf · Die Deutsche Bank rüttelt mit ihren angekündigten Sparmaßnahmen sowie der Schließung von 200 Filialen die Branche auf. Der Verkauf der Tochter Postbank zeigt zudem, in welche Richtung der Weg geht. Weg vom Privatkunden. Kann das die Lösung der Probleme der Großbank sein?

 Die Deutsche Bank will neue Wege gehen.

Die Deutsche Bank will neue Wege gehen.

Foto: dpa, fru tba soe

Mit dem Privatkundengeschäft hat die Deutsche Bank kein Glück. In den 90er Jahren lagerte sie Private als Kunden zweiter Klasse in die Bank 24 aus, um sie später reumütig zurückzuholen. 2008 stieg sie bei der Postbank ein, um die "gelbe Tochter" nun wieder zu verkaufen. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln — das macht zwar Unternehmensberater reich, kostet die Bank aber Kunden, Geld und Ansehen.

Wenn es allein nach Bank-Chef Anshu Jain gegangen wäre, der das Investmentbanking groß gemacht hat und dieses ihn, wäre der Schnitt wohl noch schärfer ausgefallen — und der Branchenprimus hätte sich komplett aus dem Privatkundengeschäft verabschiedet. Nun bleibt das Geschäft mit den "blauen Banken" grundsätzlich erhalten, wenngleich der Vorstand 200 von 700 Filialen schließen will. So will die Bank ihre schwache Rendite aufmöbeln, die derzeit so wenig mit ihrem Slogan "Leistung aus Leidenschaft" zu tun hat. Zugleich hofft sie, dass die Mehrheit der Kunden ihr die Schließungen mit Blick auf das wachsende Online-Banking nicht allzu übelnimmt.

Einen Komplett-Rückzug aus dem Privatkunden-Geschäft, den manche Analysten als "großen Wurf" gefordert haben, haben offenbar Co-Chef Jürgen Fitschen und die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat verhindert. Zum Glück. Die Börse, kurzsichtig wie sie ist, liebt zwar reinrassige Banken. Die Lehre aus 2008 ist aber eine ganz andere: Die Finanzkrise haben just jene Geldhäuser gut überstanden, die stark im langweiligen Spar- und Kredit-Geschäft waren.

Auch der jüngste, mit einer Milliarden-Strafe geahndete Skandal um Zins-Manipulationen dürfte dem Aufsichtsrat gezeigt haben, dass er das Geschäft bei der Deutschen Bank nicht allein den Finanzjongleuren aus "Anshus Army" überlassen darf.

(anh)
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