Richter äußert Zweifel Prozess gegen Deutsche-Bank-Manager vor dem Abschluss

München · Fast ein Jahr nach der Anklageverlesung steuert der Strafprozess gegen Jürgen Fitschen und andere Top-Banker der Deutschen Bank auf das Urteil zu. Droht der Staatsanwaltschaft auch in München eine Niederlage wie im Porsche-Prozess in Stuttgart?

 Jürgen Fitschen gehört zu den Angeklagten in diesem Prozess. Das Urteil wird voraussichtlich auch mit dem Ende seiner Amtszeit als Co-Chef gesprochen.

Jürgen Fitschen gehört zu den Angeklagten in diesem Prozess. Das Urteil wird voraussichtlich auch mit dem Ende seiner Amtszeit als Co-Chef gesprochen.

Foto: dpa, bom fdt sbh era

Nach den Freisprüchen im Prozess gegen ehemalige Top-Manager von Porsche steht auch im zweiten spektakulären Wirtschaftsprozess in Deutschland der Abschluss bevor: Im April wird voraussichtlich das Urteil im Münchner Betrugsprozess gegen Jürgen Fitschen, Josef Ackermann, Rolf Breuer und zwei weitere Top-Banker der Deutschen Bank verkündet.

Droht der Staatsanwaltschaft nach einer zähen Beweisaufnahme auch dort eine Niederlage? Seit fast einem Jahr gehen die Richter am Landgericht München nun schon der Frage nach, ob die Banker vor fünf Jahren Richter hinters Licht führen wollten, um Schadenersatzzahlungen für die Pleite des Medienkonzerns Kirch zu vermeiden.

"Lügenmärchen" warf Staatsanwältin Christiane Serini den Angeklagten vor. Sie hat die Top-Banker wegen versuchten Prozessbetrugs angeklagt und sieht sich durch den Prozess in ihren Vorwürfen bestätigt. Ob sie sich mit ihrer Anklage durchsetzt, ist aber sehr fraglich. Nach monatelangen Zeugenvernehmungen ließ der Vorsitzende Richter Peter Noll mehrmals Zweifel an der Anklage durchblicken.

Die Banker hatten die Vorwürfe von Anfang an bestritten. "Ich habe im Zusammenhang mit dem Kirch-Verfahren zu keinem Zeitpunkt gelogen oder betrogen", sagte Fitschen vor Gericht und fand damit die deutlichsten Worte. Richter Noll wollte den Prozess eigentlich schon im vergangenen Jahr zu Ende bringen: Die Staatsanwaltschaft stellte aber immer neue Beweisanträge, um ihre Vorwürfe zu belegen - rund 40 hat der Richter schon abgeheftet. "Wir kommen alleine mit den Anträgen nicht mehr mit einem Leitz-Ordner hin."

Am nächsten Verhandlungstag (5. April) will die Staatsanwaltschaft aber noch einen weiteren Antrag stellen, bevor möglicherweise am Nachmittag mit den Plädoyers begonnen werden kann. Die Verteidiger hatten der Anklagebehörde mehrfach vorgeworfen, sich verrannt zu haben und das Verfahren unnötig in die Länge zu ziehen. Fitschens Anwalt Hanns Feigen, der auch den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking verteidigt hat, rechnet wie auch in Stuttgart mit einem glatten Freispruch "ohne Wenn und Aber."

Die Stimmung unter den Angeklagten hat sich im Laufe des Prozesses schon sichtlich gelockert: Waren sie am Anfang des Verfahrens noch geschlossen und wortlos wie in einer Prozession in den Gerichtssaal marschiert, halten sich Ackermann und die anderen Top-Banker inzwischen in den Pausen auch im Flur des Gerichtsgebäudes auf und gehen durch das öffentliche Treppenhaus nach draußen.

Der Co-Chef der Deutschen Bank Fitschen nutzt die Pausen mitunter für Telefongespräche mit seinem Smartphone, das mit einer rot-pinken Hülle ein Hingucker ist zwischen den dunklen Anzügen und Roben der Anwälte. Wenn alles nach Plan läuft, ist der Prozess Ende des Monats für ihn gelaufen. Fast wäre der letzte Prozesstag auf den Jahrestag des Verfahrens am 28. April gefallen. "Dann zünden wir eine Kerze an", hatte Richter Noll im Scherz schon gesagt. Nun endet die Terminliste aber schon am 25. April. Kurz danach ist für Fitschen dann auch bei der Deutschen Bank Schluss: Mit der Hauptversammlung im Mai endet seine Amtszeit als Co-Chef.

(dafi/dpa)
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