Deutsche Bank Staatsanwalt ermittelt wegen Zinsskandal

Frankfurt · Die juristische Kämpfe und Verstrickungen bei Deutschlands größtem Geldhaus nehmen kein Ende: Die Zinsmanipulationen bei der Deutschen Bank rufen nun auch die Frankfurter Staatsanwaltschaft auf den Plan.

Teure juristische Pleiten für die Deutsche Bank
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Foto: dpa, brx fpt tmk

Eine Sprecherin der Behörde sagte der "Financial Times" (FT) laut einem Online-Bericht vom Montag, es seien vorläufige Ermittlungen gegen einzelne Bankmitarbeiter eingeleitet worden. Diese Mitarbeiter seien darüber im Bilde und hätten sich bereits Anwälte genommen. Wie sich die Dinge nun weiter entwickelten, hänge von der Analyse des kürzlich erhaltenen Abschlussberichts ab, den die Finanzaufsicht Bafin zum Zinsskandal verfasst hat. Aus Finanzkreisen verlautete, bei den betroffenen Mitarbeitern handele es sich nicht um Top-Manager der Bank. Trotzdem erreicht die Affäre damit eine neue Dimension.

Für Nachfragen war die Frankfurter Staatsanwaltschaft zunächst nicht erreichbar. Die Deutsche Bank wollte sich zur Sache konkret nicht äußern. Deutschlands größtes Geldhaus bekräftigte allgemein aber frühere Aussagen, wonach der BaFin-Bericht bestätige, dass kein jetziges oder früheres Mitglied aus dem Vorstand oder dem erweiterten Führungszirkel die Manipulation von Zinssätzen angeordnet oder von entsprechenden Versuchen vor Mitte 2011 gewusst habe, als erste Verfehlungen durch eine Untersuchung der Bank ans Licht gekommen waren. Der Bericht liegt seit Wochen bei der Bank, die dazu noch Stellung nehmen darf.

Die Tricksereien kosteten die Deutsche Bank viel Geld: Ende April einigte sie sich mit den Behörden in Großbritannien und den USA auf einen Vergleich und eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar. Die angelsächsischen Regulierer hatten damals auch moniert, dass das Institut bei der Aufklärung der Affäre nur widerwillig kooperiert habe. Die BaFin geht mit der Bank in ihrem Abschlussbericht ebenfalls hart ins Gericht, wie ein Insider berichtet hatte. Demnach kritisiert die Behörde unter anderem organisatorische Mängel und unzureichende Kontrollen.

Die Tricksereien fielen in das Investmentbanking, das jahrelang von Anshu Jain geleitet wurde. 2012 stieg Jain zum Co-Vorstandschef auf und beteuerte immer wieder, er wolle seiner Verantwortung gerecht werden und die Altlasten aufräumen. Schließlich wisse er genau, wo die Probleme liegen. Etliche Zinshändler wurden in den vergangenen Jahren mehr oder weniger geräuschlos suspendiert. Anfang Juni kündigte dann Jain überraschend seinen Rücktritt an, obwohl die Bank derzeit vor der Herkulesaufgabe steht, ihre neue "Strategie 2020" in die Spur zu bringen. Jains Kollege Jürgen Fitschen tritt im kommenden Frühjahr ab. Die Bank hatte erklärt, es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem vorzeitigen Ende der Doppelspitze und den Ermittlungen der Aufsichtsbehörden. Einen Bericht der "FT" vom Freitag, wonach Jain im Zinsskandal bewusst ungenaue Angaben gegenüber der Bundesbank gemacht habe und dadurch unter Druck gerate, wies der Top-Banker scharf zurück.

(REU)
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