Rote Zahlen, Kurzarbeit Deutsche Flughäfen in der Krise

Düsseldorf/Köln (RP). Die Wirtschaftskrise setzt den deutschen Flughäfen zu. Einbrechende Passagier- und Frachtverkehre, rote Zahlen und Kurzarbeit prägen das Bild. Aber es gibt auch Lichtblicke: Düsseldorf und Köln werden durch die Krise gestärkt.

Die NRW-Flughäfen im Vergleich
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Die Wirtschaftskrise nimmt die deutschen Flughäfen von gleich zwei Seiten in die Zange. Zum einen streichen die Fluggesellschaften derzeit ihre Flugpläne so gnadenlos wie noch nie zusammen. Zum anderen knausern die Passagiere am Flughafen mit ihren Euros für Kaffee, Zeitschriften und Parfüm. "Der Euro sitzt nicht mehr so locker wie früher", sagt Michael Garvens, Chef des Flughafens Köln-Bonn.

Nach dem Großflughafen Frankfurt und dem Regionalflughafen Münster-Osnabrück hat gestern auch die Ryanair-Bastion in Hahn Kurzarbeit angemeldet. Im ersten Quartal sei mit einem Minus von 38 Prozent vor allem der Frachtverkehr eingebrochen, teilte das Unternehmen mit. Der Flughafen Dortmund rechnet im aktuellen Geschäftsjahr mit mehr als 25 Millionen Euro Verlust. Das Passagieraufkommen ist in Dortmund im Januar um 27 und im Februar um 32 Prozent eingebrochen.

Köln erlebt massives Wachstum

Köln und Düsseldorf verkneifen sich Prognosen für das laufende Jahr. Aber Köln, soviel ist klar, ist nach Jahren des extremen Wachstums — vor allem wegen des Wegzugs des Frachtkunden DHL nach Leipzig — in die roten Zahlen gerauscht. Unter der Bilanz, die Garvens im Mai für das Jahr 2008 vorstellen wird, dürfte nach Informationen unserer Zeitung ein Minus von über sechs Millionen Euro stehen. Obwohl die Wirtschaftskrise schon im vierten Quartal 2008 zugeschlagen hat, konnte Düsseldorf seine Eigentümer — die Stadt Düsseldorf und Hochtief — im vergangenen Jahr hingegen noch mit einer Steigerung des Jahresüberschusses auf 38,8 Millionen Euro überraschen. Für das aktuelle Jahr kündigt der Düsseldorfer Flughafen-Chef Christoph Blume zu den Passagierzahlen "ein besseres Abschneiden als der Bundesdurchschnitt" an, und außerdem "unter dem Strich schwarze Zahlen".

Im ersten Quartal des aktuellen Jahres sind in Düsseldorf 6,7 Prozent Passagiere weniger als im Vorjahreszeitraum geflogen, in Köln ist der Rückgang mit 11 Prozent fast doppelt so hoch. Anders als Düsseldorf, wo der Frachtverkehr weniger wichtig ist, macht Köln 40 Prozent seines Umsatzes mit Luftfracht. Auch die Fracht ist dort im ersten Quartal um 11 Prozent eingebrochen. Der ADV (Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen) hat gestern gegenüber unserer Zeitung seine Prognose für das Gesamtjahr zurückgenommen. Ging der Dachverband bislang noch von drei Prozent Passagierrückgang für das laufende Jahr aus, wird es nun doch wohl eher das Doppelte.

In der Krise verlieren sie doppelt so stark

Beobachter sprechen von der schwersten Krise der deutschen Flughäfen überhaupt. Kein Wunder. Zwar wachsen gute Flughäfen in der Regel doppelt so stark wie das Bruttoinlandsprodukt. "Aber in der Krise verlieren sie eben auch doppelt so stark", erklärt Leif Erichson vom ADV. Genau daraus schöpfen Düsseldorf und Köln aber Mut. Das unabgesprochene Motto der beiden: Die Krise schadet uns weniger als den anderen, deshalb sind wir danach stärker. Düsseldorf verlässt sich auf sein überdurchschnittliches Wachstum bei Interkontinental-Strecken. "Außerdem haben wir mit Air Berlin und der Lufthansa gleich zwei Drehkreuze. Das hat in Deutschland sonst keiner", so Blume. Damit sei Düsseldorf wesentlich robuster aufgestellt als andere.

Köln baut auf sein Alleinstellungsmerkmal als Billig- und Expressfracht-Flughafen. "Unsere Expressfracht profitiert davon, dass sie in der Krise nicht so einfach durch andere Verkehrsträger zu ersetzen ist", sagt Garvens, der deshalb der Krise zum Trotz in genau diesen Bereich derzeit einen dreistelligen Millionenbetrag investiert. Und die Billigflieger würden gerade in Zeiten der Krise zunehmend auch für Geschäftsreisende attraktiv. Kommentar

(RP)
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