Tarifkonflikt Post lockt Verdi mit neuem Arbeitszeitmodell

Düsseldorf · Die Deutsche Post geht auf die Gewerkschaft Verdi zu und will mit einem neuen Arbeitszeitmodell den schwelenden Tarifkonflikt entschärfen.

Der Konzern legte bei der ersten Runde der Tarifgespräche am Donnerstag in Bonn nach eigenen Angaben einen Vorschlag auf den Tisch, der die Forderung der Gewerkschaft Verdi aufgreife, die Wochenarbeitszeit für die rund 130.000 Tarifangestellten von 38,5 Stunden auf 36 Stunden pro Woche zu reduzieren.

Die Frage nach einem Lohnausgleich klammerte der Konzern aber aus - diese könne nur in der anstehenden Gesprächsrunde über die Entgelte beantwortet werden. Die Gewerkschaft reagierte darauf mit heftiger Kritik. Die Post sei zudem bereit, in einem weiteren Schritt auf Wunsch des einzelnen Beschäftigten auch eine Verkürzung auf 34 Stunden zu ermöglichen, teilte der Konzern weiter mit. Gleichzeitig bestünde aber auch die Möglichkeit, dass Zusteller auf eigenen Wunsch die Arbeitszeit auf bis zu 41 Stunden erhöhen.

"Wir sind verärgert", erklärte dagegen Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis: "Die Post war nicht bereit, ein Angebot zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zu unterbreiten." Damit habe die Grundlage für konstruktive Verhandlungen gefehlt. Die Gespräche sollen nun am 14. April in Berlin fortgesetzt werden. Verdi hatte mit der Forderung nach kürzerer Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf die Strategie des Post-Vorstands reagiert, neue Beschäftigte für weniger Lohn arbeiten zu lassen.

Die Gewerkschaft hatte auch die Entgeltregelungen zum 31. Mai gekündigt und will demnächst eine konkrete Forderung nach höheren Löhnen bei der Post stellen. Die Post will bis 2020 rund 10.000 neue und unbefristete Stellen schaffen. Diese Zusteller sollen in 49 neuen Gesellschaften arbeiten, der Haustarifvertrag der Post gilt für sie nicht. Der Post-Vorstand hatte beklagt, die Personalkosten des Unternehmens seien im Schnitt doppelt so hoch wie die der Wettbewerber. Verdi zufolge hebelt die Post mit dem Modell aber einen geltenden Tarifvertrag aus - die Gewerkschaft läuft dagegen Sturm. Bleiben die Gespräche zwischen Verdi und der Post ohne Ergebnis, kann die Gewerkschaft zu Warnstreiks greifen. Den Bundesbürgern drohen dann leere Briefkästen.

(REU)
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