Konzern will Gewinn 2010 verdoppeln Deutsche Post profitiert von Aufschwung

Bonn (RP). Das Frachtgeschäft des gelben Riesen wächst neuerdings wegen vieler Aufträge enorm, während das Briefgeschäft weiter schwächelt. Für 2010 will Vorstandschef Frank Appel den Gewinn außerhalb des Briefgeschäftes verdoppeln. Die Deutsche Post AG, das größte Logistikunternehmen der Welt, hat die Krise hinter sich.

 Die Deutsche Post wehrt sich gegen Vorwürfe, sie halte ihre Versprechen nicht.

Die Deutsche Post wehrt sich gegen Vorwürfe, sie halte ihre Versprechen nicht.

Foto: ddp, ddp

Der Konzern spürt nun in seinen Auftragsbüchern bereits deutliche Zeichen des weltweiten Aufschwungs im Handel. Doch sein eigentliches Brot- und Buttergeschäft mit dem Austragen von Briefen im Heimatmarkt geht weiterhin zurück. Dies sind die Hauptergebnisse der Bilanzpressekonferenz vom Dienstag im Bonner Post-Tower.

An einer Reihe von Faktoren zeigt sich die neue Stärke des gelben Riesen. Das Jahresergebnis in 2009 lag trotz teurer Sonderausgaben von 1,2 Milliarden Euro noch immer bei 644 Millionen Euro, im Jahr davor musste ein Verlust von 1,7 Milliarden Euro gemeldet werden. Das operative Ergebnis (Ebit) wurde mit 231 Millionen Euro gemeldet. Im Vorjahr lag es noch bei fast einer Milliarde Minus.

Kurs stieg um fast 100 Prozent

Und auch die Aktionäre sind zufrieden: In den vergangenen zwölf Monaten stieg der Kurs um fast 100 Prozent, wogegen der Börsenindex Dax sich nur um 60 Prozent erholt hatte. "Wir haben die Krise erfolgreich bewältigt" , sagte Vorstandschef Frank Appel. Die Post war mit einem Plus von 2,2 Prozent Tagessieger im Dax.

1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet der Konzern aktuell als sogenannten Free-Cash-Flow, also als frei verfügbare Mittel. Erstmals erklärte der Vorstand, wie er das Geld künftig verwenden will: Erstes Ziel sei, die halbwegs gute Bewertung der Rating-Agenturen für Kredite zu verteidigen - es wird also keine neuen großen Übernahmen geben, nachdem Ex-Vorstandschef Klaus Zumwinkel sich mit zu teuren Zukäufen blamiert hatte. 40 bis 60 Prozent des Jahresergebnisses sollen künftig in die Dividende fließen - ­ damit ist sicher, dass die Dividende von 60 Cent pro Aktie nicht gekürzt wird. Und zumindestens kleine Zukäufe sind für Appel denkbar: "Wir stehen auf solidem Fundament und setzen auf Wachstum."

Tatsächlich hat der Konzern eine Rosstour hinter sich, um die allgemeine Krise zu bewältigen. Der Verkauf der Postbank half, die Verschuldung um vier Milliarden Euro zu senken. Mehr als eine Milliarde Euro an Kosten hat das Effizienzprogramm "Roadmap to Value" eingespart. Trotz höheren Arbeitsdrucks scheint sich das Betriebsklima aber zu bessern: Laut einer Umfrage waren die Mitarbeiter im Briefbereich deutlich zufriedener als noch in 2008.

Briefgeschäft schwächelt

Gleichzeitig verschieben sich die Gewichte im Konzern: Die Bereiche jenseits des traditionellen Briefgeschäfts, also Fracht und Express (DHL), werden 2010 mit rund einer Milliarde Euro operativem Ergebnis (Ebit) erstmals rund die Hälfte des operativen Konzernergebnisses einfahren. ­ 2009 brachten sie wegen der Wirtschaftskrise nicht einmal halb so viel. Dagegen schwächelt das einstige Monopolgeschäft Brief weiterhin: Die Post kontrolliert zwar noch immer fast 90 Prozent des deutschen Briefgeschäftes. Doch der Umsatz sank um fünf Prozent.

Dieses Jahr fällt wohl das Mehrwertsteuerprivileg, das der Post einen Vorteil gibt. Und die Zahl der Briefe geht wegen der E-Mail-Konkurrenz weiter zurück. Die Folge: Appel prognostiziert mit maximal 1,2 Milliarde Euro rund 200 Millionen Euro weniger Ergebnis als noch in 2009. Auch wegen dieser Schwäche hat Appel keine Alternative, als seinen "elektronischen Brief" weiter vorzubereiten.

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