Ex-Bahnchef übernimmt das Ruder am Flughafen BER Die größte Herausforderung des Hartmut Mehdorn

Berlin · Die Luftfahrtbranche ist seine eigentliche Heimat, auch wenn er vielen vor allem als Ex-Bahnchef ein Begriff ist. Nun soll Hartmut Mehdorn das Ruder beim Hauptstadtflughafen BER übernehmen. Dem als harten Sanierer bekannten Manager dürfte diese Herausforderung reizen. Denn schwierige Aufgaben, so sagte er selbst einmal, hätten ihn noch nie geschreckt.

Hartmut Mehdorn - Manager mit Ecken und Kanten
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Die Luftfahrtbranche ist seine eigentliche Heimat, auch wenn er vielen vor allem als Ex-Bahnchef ein Begriff ist. Nun soll Hartmut Mehdorn das Ruder beim Hauptstadtflughafen BER übernehmen. Dem als harten Sanierer bekannten Manager dürfte diese Herausforderung reizen. Denn schwierige Aufgaben, so sagte er selbst einmal, hätten ihn noch nie geschreckt.

Als Hartmut Mehdorn im Januar nach nur 15 Monaten seinen Chef-Posten bei der Fluggesellschaft Air Berlin abgab, wunderte sich so mancher. Denn nach langer Zeit im Hintergrund hatte der inzwischen 70-Jährige es wieder in die erste Reihe der Manager geschafft. Doch es war ein schwieriges Erbe, was er anzutreten hatte, einen harten Sparkurs läutete er ein. Entsprechend sahen manche seinen Rückzug als eine Folge der schlechten Unternehmenszahlen.

Bei Twitter dagegen hatte mancher schon damals geunkt, dass Mehdorn nun den Posten als BER-Chef übernehmen könnte. Und seit diesem Freitag ist bekannt, dass er diese Aufgabe tatsächlich übernehmen wird. Für ihn, den gebürtigen Berliner, sicherlich die größte und auch reizvollste Herausforderung seiner Karriere. Schließlich hatte diese auch in der Luftfahrt begonnen.

In der Luftfahrtbranche begonnen

Mehdorn, der als Sohn eines Fabrikanten in Berlin geboren wurde und in Bayern aufwuchs, verbrachte die ersten 30 Jahre seines Berufslebens als Ingenieur in der Luftfahrtbranche, bei der Deutschen Aerospace, Messerschmidt Bölkow-Blohm und bei Airbus. Bei Focke-Wulf arbeitete er Anfang der 60er Jahre an der Entwicklung des ersten deutschen Ziviljets mit.

Er selbst machte nie einen Hehl daraus, dass die Luftfahrtbranche seine liebste sei. "Ich wollte Pilot werden, ich war früh vom Fliegen fasziniert", sagte er einmal. Als Kind sei er in seiner Heimatstadt Berlin oft zum Flughafen Tegel geradelt, um Starts und Landungen zu beobachten. Nun kehrt er quasi zu diesen Anfängen zurück. Er soll der Mann sein, der das Desaster rund um den Hauptstadtflughafen endlich beendet und eine gelungene Eröffnung des Mega-Projektes doch noch hinbekommt.

Eine riesige Herausforderung, den bislang lief beinahe alles, was mit dem BER zu tun hatte, irgendwie aus dem Ruder. Mehrmals ist bereits derb Eröffnungstermin geplatzt. Flughafen-Chef Rainer Schwarz musste zuletzt gehen, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit trat von seinem Posten als Aufsichtsratchef zurück.

Letzteres aber dürfte Mehdorn recht kommen. Denn Mehdorn ließ in seiner Zeit als Bahnchef keine Gelegenheit aus, um Wowereit zu provozieren. Das Verhältnis gilt als vergiftet. Nun aber hat er es eher mit Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zu tun — und mit einer langen Mängelliste. Doch das dürfte ihn weitaus weniger stören.

"Ängstlich war ich noch nie"

Auch zu Air Berlin war er gegangen, um das Unternehmen zu sanieren. Ähnlich hatte er es bei der Bahn getan, als er dort den Chefposten im Jahr 1999 übernahm. Sein Image zu dieser Zeit war bei Weitem nicht das Beste. Beschreibungen wie "Haudrauf" und "Bahn-Rowdy" gehörten dazu. Doch Mehdorn ließ sich davon nicht schrecken und auch nicht von seinem Kurs abbringen. Ihm gelang es, aus dem einstigen Staatsunternehmen einen börsenfähigen Konzern zu machen.

Der Börsengang selbst ist zwar bis heute nicht verwirklicht, doch Mehdorn schaffte sich einen Ruf als harter, aber erfolgreicher Sanierer. Gescheitert ist er letztlich an der Datenaffäre der Bahn, infolge derer er 2009 seinen Chef-Posten räumen musste. Danach war es lange still um ihn. Erst mit dem Chef-Posten bei Air Berlin rückte er wieder ins Rampenlicht. Und nun also der BER.

Die Lobeshymnen auf ihn sind schon mal groß. So sagte Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Freitag zu der Wahl. Er habe "hervorragende Managementfähigkeiten sowie ein Höchstmaß an wirtschaftlicher und technischer Kompetenz. "Ich bin sicher, Hartmut Mehdorn folgt auch ein Stück weit einer patriotischen Berufung, eine solche Herausforderung von nationaler Tragweite anzupacken", so Ramsauer.

Dem dürfte Mehdorn zustimmen, denn er selbst sagte einmal von sich im "Tagesspiegel": "Ich gehöre zu den kleinen Dicken, die was aushalten." Und zu seiner damaligen Herausforderung als neuer Air-Berlin-Chef bemerkte er: "Ängstlich war ich noch nie, schwierige Aufgaben haben mich auch noch nie geschreckt." Das dürfte für den BER nun mehr denn je gelten. Sollte es ihm gelingen, den Hauptstadtflughafen doch noch in einen Erfolg zu wandeln, dann dürfte das auch für ihn die Krönung seiner Manager-Karriere werden — wenn denn nicht neue Schreckensmeldungen über den BER auftauchen.

mit Agenturmaterial

(das)
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