Boeings neue Hoffnung Dreamliner hebt endlich ab

Düsseldorf (RP). Jungfernflug für einen neuen Star am Himmel: Mit drei Jahren Verspätung soll das neue Flaggschiff von Boeing heute zum ersten Mal fliegen. Erzrivale Airbus ist nervös: Der Dreamliner wird dem A380 die Schau stehlen.

Der Jungfernflug des neuen Boeing Dreamliner
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Dienstagabend um 19 Uhr werden die Karten beim Flugzeug-Quartett neu gemischt. Bislang war der Airbus A380 das Imposanteste, was den Himmel gekreuzt hat: Fast 80 Meter Spannweite für bis zu 853 Passagiere — größer geht es derzeit nicht. Wenn es dem amerikanischen Erzrivalen Boeing heute aber tatsächlich wie angekündigt gelingt, sein neues Flaggschiff nach drei Jahren Verspätung endlich doch noch zum Jungfernflug aufsteigen zu lassen, wird der "Dreamliner" dem europäischen Riesen-Airbus die Schau stehlen.

Nicht wegen der Rekorde. Der A380 bleibt trotz Dreamliner das Monster unter den Passagierflugzeugen. Aber wie schon jeder Autofahrer weiß: In Zeiten ständig steigender Spritpreise sehen große Karossen schnell mickrig aus. Der Dreamliner fasst "nur" 330 Passagiere und ist auch zehn Meter kürzer als der A380.

Mit 2,5 Litern Kerosin pro Passagier verbraucht der wendige Neuling aus Seattle aber trotzdem genau so wenig Kerosin wie der europäische Luft-Bus. Aber eben ohne dafür neue Gangways, Landebahnen, Terminals und Wartungswerften gebaut zu bekommen, wie es für den fast 25 Meter hohen A380 oft notwendig ist. Außerdem gilt der spektakuläre 2,5-Liter-Wert nur für voll besetzte Flugzeuge. Bis die Airbus-Kunden einen A380 gefüllt haben, sind die Dreamliner-Plätze schon mehr als zweimal verkauft.

Schon 865 Mal verkauft

Wegen genau dieser Vorteile hat Boeing seinen neuen Superstar auch schon 865 mal verkauft, bevor er überhaupt fliegen konnte. So erfolgreich war noch keine Boeing — und die Ingenieure aus dem stets verregneten Seattle haben immerhin den "Jumbo" erfunden.

Bisher haben die vielen Bestellungen allen Beteiligten allerdings nichts als Ärger eingebracht: Schon fünf Mal mussten die Amerikaner die Auslieferung wegen immer neuer technischer Schwierigkeiten verschoben — was Boeing im jüngsten Quartal einen Verlust von 1,56 Milliarden Dollar eingebracht hat. Bei Airbus in Toulouse rieb man sich die Hände. Der Albtraum-Liner lenkte wunderbar von den eigenen Problemen beim A380 und beim Militärtransporter A400M ab.

Denn der technische Clou des Dreamliners ist zugleich seine Archilles-Ferse: Zum ersten Mal wird ein Flugzeug zur Hälfte aus Plastik gebaut. Die hoch modernen Kohlefasern sind zwar leichter und auch stabiler (weshalb der Dreamliner viel größere Fenster hat). Aber sie lassen sich schlechter verbinden. Deshalb hat es Jahre gedauert und Milliarden gekostet, bis Boeing die Flügel zuverlässig mit dem Rumpf verbinden konnte.

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