Der Tag vor dem Euro-Gipfel Drei Optionen liegen auf dem Tisch

Berlin (RP). Déjà-vu in der Eurozone: Einen Tag vor dem neuerlichen Euro-Gipfel in Brüssel treffen sich Mittwoch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin, um vorab eine gemeinsame Marschroute der beiden größten und wichtigsten Euro-Länder festzulegen. Die Kanzlerin warnt vor zu großen Erwartungen. Derzeit liegen drei Optionen auf dem Tisch.

 Frankreichs Staatspräsident gibt sich gerne als Euro-Retter. Aber auch in Frankreich ist nicht alles eitel Sonnenschein.

Frankreichs Staatspräsident gibt sich gerne als Euro-Retter. Aber auch in Frankreich ist nicht alles eitel Sonnenschein.

Foto: AFP, AFP

Merkel und Sarkozy hätten sich bei einem Telefongespräch am Dienstagabend kurzfristig zu dem persönlichen Treffen entschieden. Die Bundeskanzlerin hatte zuvor die Erwartungen an den bevorstehenden Euro-Sondergipfel gedämpft. Eine "spektakuläre" Lösung für die Schuldenkrise in der Euro-Zone werde es bei dem Treffen in Brüssel nicht geben, hatte sie am Rande der deutsch-russischen Regierungskonsultationen in Hannover gesagt.

Eine Arbeitsgruppe der Finanzministerien der 17 Euro-Länder arbeitet unterdes an Vorschlägen zur Lösung der griechischen Schuldenkrise. Ziel: Sicher zu stellen, dass das Land die Krise bewältigt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters gibt es drei Optionen.

Der Schäuble-Plan: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte vorgeschlagen, umlaufende griechische Anleihen in neue Papiere mit einer um sieben Jahre verlängerten Laufzeit umzuwandeln. Banken und Versicherer müssten sich freiwillig zum Umtausch ihrer Anleihen bereit erklären. Die Euro-Zone würde so sieben Jahre Zeit gewinnen, um das Land wieder fit zu machen. In abgewandelter Form ist der Plan möglicherweise der einzige Vorschlag, bei dem verhindert würde, dass die Ratingagenturen Griechenland für zahlungsunfähig erklären. Das griechische Bankensystem könnte so vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Verbunden werden soll die Laufzeitverlängerung offenbar mit einer neuen Bankenabgabe. Durch sie könnten europaweit etwa zehn Milliarden Euro zusammenkommen, die zur Wachstumsförderung in Griechenland eingesetzt würden.

Der Sarkozy-Plan: Nach dem Vorschlag französischer Banken sollen die Gläubiger Griechenlands freiwillig auf 30 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Die restlichen 70 Prozent würden wieder angelegt. 50 Prozent sollen in neue Griechen-Bonds mit 30-jähriger Laufzeit und einem attraktiven Zins von bis zu acht Prozent gehen. Die restlichen 20 Prozent würden in erstklassige Anleihen der Euro-Länder fließen. Dieser Vorschlag würde Griechenlands Schulden stärker reduzieren als der erste, allerdings würde der Konkurs des Landes festgestellt.

Der Rückkauf von Schulden: Demnach würde der Euro-Rettungsschirm EFSF griechische Anleihen zum derzeit geringen Marktpreis aufkaufen. Denkbar wäre auch der Umweg über Athen: Der EFSF würde Athen Kredite gewähren, damit das Land seine eigenen Anleihen zurück erwerben kann. Neue Kredite an Griechenland würden durch eine Garantie der Euro-Staaten — eine Kreditverstärkung — stimuliert.

(RPO/RP/csi)
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