Daimler möglicher Kronzeuge Durchsuchungen bei BMW wegen Kartellvorwürfen

Brüssel · Im Zusammenhang mit Kartellvorwürfen gegen die deutsche Autoindustrie hat die EU-Kommission Büros von BMW durchsuchen lassen. Der Autobauer Daimler beantragte unterdessen einen Kronzeugenstatus. Bei Volkswagen erklärte man, dass es bislang keine Untersuchungen an eigenen Standorten gegeben habe.

 Ein Mitarbeiter montiert ein BMW-Emblem auf den Kofferraumdeckel eines Fahrzeugs (Archivbild).

Ein Mitarbeiter montiert ein BMW-Emblem auf den Kofferraumdeckel eines Fahrzeugs (Archivbild).

Foto: dpa, awe lus wst sja

Die Mitarbeiter der EU-Kommission hätten eine Nachprüfung durchgeführt. BMW unterstütze die EU-Kommission bei ihrer Arbeit, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Ein formelles Verfahren habe die Kommission nicht eingeleitet. Einzelheiten nannte der Sprecher nicht. Aufgrund der laufenden Prüfung werde BMW darüber hinaus momentan nicht weiter Stellung nehmen.

Laut BMW wirft Brüssel dem Unternehmen keine Verwicklung in die Abgasaffäre vor: "Wichtig für die BMW Group ist in diesem Zusammenhang die klare Unterscheidung zwischen möglichen Verstößen gegen das Kartellrecht und einer unzulässigen Manipulation der Abgasreinigung. Letzteres wird der BMW Group nicht vorgeworfen", erklärte der Sprecher.

Das Unternehmen stehe unverändert zu seinen Aussagen. "Grundsätzlich gilt: Fahrzeuge der BMW Group werden nicht manipuliert und entsprechen den jeweiligen gesetzlichen Anforderungen."

Volkswagen erklärte, bislang seien "weder in Wolfsburg noch in Ingolstadt" Mitarbeiter von der EU-Kommission wegen der Kartellvorwürfe aufgetaucht. Grundsätzlich wolle der Autobauer die Vorkommnisse aber "nicht weiter kommentieren".

Daimler bot sich unterdessen als Kronzeuge in der Sache an. Das Unternehmen habe bei der EU-Kommission einen entsprechenden Antrag gestellt, sagte Finanzvorstand Bodo Uebber am Freitag.

Man könne das nun öffentlich machen, sagte Finanzchef Bodo Uebber am Freitag und bestätigte damit, worüber lange spekuliert worden war. "Es ist gegenwärtig offen, ob die Europäische Kommission ein formelles Verfahren einleiten wird", sagte Uebber weiter - und betonte außerdem, dass Daimler derzeit keine Notwendigkeit sehe, ein finanzielles Polster für mögliche Strafen zu bilden.

Der Kronzeuge in Kartellverfahren darf in der Regel auf den größten Nachlass bei Strafzahlungen bis hin zur kompletten Verschonung hoffen. Noch immer ist allerdings unklar, was an den Vorwürfen überhaupt dran ist.

"Mehr dürfen wir hierzu derzeit auf Grund des erwähnten Antrags auf Bußgeldimmunität nicht sagen", sagte Uebber. Daimler kooperiere weiterhin vollumfänglich mit den Behörden. Wann genau der Konzern den Antrag eingereicht hat und was er darin den Aufsehern preisgibt, wollte der Finanzchef auch auf Nachfrage nicht sagen.

(ate/afp/dpa/reu)
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