ThyssenKrupp Edelstahlwerk in Krefeld gefährdet

Krefeld · Der Verkauf der ThyssenKrupp-Edelstahlsparte an den finnischen Konkurrenten Outokumpu könnte das Aus für die deutschen Werke mit ihren rund 4000 Stahlarbeitern bedeuten. Das befürchten die Arbeitnehmervertreter, nachdem eine als Marathonsitzung geplante Verhandlungsrunde der Finnen mit ThyssenKrupp und Vertretern des Betriebsrats Samstagmorgen um zwei Uhr abgebrochen wurde.

Krefelder Stahlarbeiter demonstrieren in Bochum
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Trotzdem will der ThyssenKrupp-Aufsichtsrat schon morgen die Veräußerung der Edelstahl-Sparte endgültig beschließen.

In Arbeitnehmerkreisen herrscht jetzt "Alarmstufe rot", meinte einer der Teilnehmer der Sitzung. "Die haben sich keinen Zentimeter bewegt." Am Montag wollen die Finnen die Vertragsdetails mit ThyssenKrupp und den Arbeitnehmervertretern im Essener Atlantic-Hotel erneut ausverhandeln.

Die Gewerkschaften haben am Sonntag in den Werken zu massiven Protesten aufgerufen. Bis zu 1500 Inoxum-Arbeiter würden vor dem Atlantic-Hotel protestieren.

Die Vertreter der Arbeitnehmer fordern, dass Outokumpu betriebsbedingte Kündigungen ausschließt und eine Standortgarantie für die Werke Bochum und Krefeld gibt. "Wir wollen eine gute tariflich abgesicherte Perspektive für die Standorte und die Beschäftigten", sagte ein IG-Metall-Sprecher unserer Zeitung. Darauf wollten sich die Finnen aber bisher nicht einlassen, hieß es.

Die Gewerkschaft befürchtet, dass im ersten Schritt die Schmelzöfen in Krefeld und Bochum geschlossen werden. Daran hängen je 500 Arbeitsplätze. Mittelfristig seien die Werke komplett gefährdet.

Die Gewerkschafter fordern deshalb, dass ThyssenKrupp sich mit mindestens 30 Prozent an einem neuen Gemeinschaftsunternehmen beteiligt. Ansonsten drohe ein "harter Kampf". "Der Unmut der Beschäftigten ist riesig", sagte der IG-Metall-Sprecher weiter.

Morgen könnte es zum Showdown kommen: Falls die heutigen Verhandlungen nicht erfolgreich sind, wollen die im Aufsichtsrat mächtigen Arbeitnehmervertreter dem Verkauf nicht zustimmen. Dann droht die Kampfabstimmung.

In diesem Fall würde die Doppelstimme von Aufsichtsratschef Gerhard Cromme entscheiden. Bernd Kalwa, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, appellierte bereits an den Konzernpatriarchen Berthold Beitz, eine ThyssenKrupp-Beteiligung am neuen Stahl-Giganten einzufordern.

(RP/csr/top)
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