Deutscher Chef gibt Amt auf Gewinn der Vatikanbank bricht dramatisch ein

Rom · Der deutsche Chef der Vatikanbank, Ernst von Freyberg, gibt sein Amt nach nur knapp eineinhalb Jahren auf. Das einst von Geldwäsche-Skandalen erschütterte Institut bleibt auch nach dem Abgang des Sanierers im Umbruch. Und der Gewinn fällt drastisch.

 Ernst von Freyberg verlässt die Vatikanbank.

Ernst von Freyberg verlässt die Vatikanbank.

Foto: dpa, dc mda

"Mit dem Abschluss der ersten Phase des Reformprozesses sind wir nun in der Lage, unter einer neuen Führung die zweite Phase zu beginnen", erklärte der Leiter der Finanzbehörde des Vatikans, Kardinal George Pell, am Dienstag bei der Veröffentlichung des Jahresberichts. "Ich möchte Ernst von Freyberg und dem gesamten Rat für die große Einsatzbereitschaft danken." Der 55-Jährige hatte das Amt im März 2013 übernommen.

Die neue Spitze des Istituto per le Opere di Religione (Institut für die religiösen Werke/IOR) und die Zukunftspläne sollen am Mittwoch vorgestellt werden. Als wahrscheinlicher Kandidat für die Nachfolge deutschen Bankers gilt der Franzose Jean-Baptiste de Franssu. Von Freyberg bilanzierte, das IOR sei an internationale Standards angepasst und transparenter gemacht worden. "Mit dieser Arbeit haben wir die Grundlage geschaffen für ein neues Team, das das IOR zu einem wirklichen Service-Anbieter für katholische Finanzen machen kann."

Der Deutsche hatte das Amt als Präsident im März 2013 noch unter Papst Benedikt XVI. angetreten und einen radikalen Reformprozess eingeleitet, der unter anderem die systematische Überprüfung aller Konten der Bank beinhaltete. In Folge dessen sank die Kundenzahl von rund 18 900 im Jahr 2012 auf 15 495 im Juni 2014. Der "sehr schmerzhafte, aber notwendige Prozess" habe dazu beigetragen, dem IOR eine "unbelastete Zukunft zu ermöglichen", erklärte von Freyberg.

Gewinn bricht drastisch ein

Der Gewinn der Vatikanbank ist im Jahr 2013 kräftig gesunken: Auf 2,9 Millionen Euro von 86,6 Millionen Euro im Vorjahr. Gründe für den Gewinneinbrauch seien unter anderem Investitionen in externe Investment-Fonds sowie die Ausgaben für den Reformprozess, erklärte das Institut in seiner Bilanz, die es zum zweiten Mal veröffentlicht hat. Für das erste Halbjahr 2014 rechnet die Bank mit einem Gewinn von 57,4 Millionen Euro.

Insgesamt 54 Millionen Euro hat das IOR dem Jahresbericht zufolge im vergangenen Jahr zum Haushalt des Vatikans beigetragen, die Bank verwaltete zum Jahresende ein Vermögen von 5,9 Milliarden Euro. Die Vatikanbank ist in ihrer langen Geschichte immer wieder mit Skandalen in Verbindung gebracht worden und stand wegen ihres Finanzgebarens wiederholt in der Kritik. Erst im April hatte Papst Franziskus entschieden, auch in Zukunft an dem Geldhaus festhalten zu wollen.

(dpa)
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