85. Geburtstag von Beate Uhse Erotik-Pionierin mit Bundesverdienstkreuz

Düsseldorf (rpo). Ihr Unternehmen ist so bekannt wie BMW und Mercedes: Beate Uhse, die deutsche Vorkämpferin der Erotik. Mit 32 Jahren gründete sie Europas ersten Sex-Shop-Versand. Heute ist die Beate Uhse AG das größte Sex-Unternehmen der Welt. Am 25. Oktober 1919 wurde die begeisterte Pilotin als Beate Köstlin in Ostpreußen geboren.

Angefangen hatte die außergewöhnliche Karriere 1948 als Verhütungsberaterin. Sie bekam als ehemalige Luftwaffenpilotin keine Lizenz mehr zum Fliegen. Ihr Mann war im Krieg gefallen. Sie hielt deshalb sich und ihren zweijährigen Sohn mit Haustürverkäufen über Wasser. Irgendwann sah sie, wie ihre Kundinnen trotz größter Not schwanger wurden. Verhütung war während der Nazizeit Tabu gewesen, das Wissen darüber verloren gegangen. Als Tochter einer Landärztin konnte Beate Uhse den Frauen helfen.

Die unternehmerisch denkende Beate lieh sich eine Schreibmaschine und fasste ihr Wissen in der legendären "Schrift X" zusammen. Gegen fünf Pfund Butter ließ sie das Heft 2.000 mal drucken. Ein paar Monate später hatte sie bereits 32.000 Exemplare à zwei Reichsmark verkauft. Schon drei Jahre später gründete sie ihr "Spezial-Versandhaus für Ehe- und Sexualliteratur und für hygienische Artikel".

Der erste Sex-Shop

Im Laufe der Fünfzigerjahre kamen Dessous, Sexspielzeug und vieles mehr hinzu. Als Millionärin eröffnete sie 1962 in Flensburg den weltweit ersten Sex-Shop, der allerdings der Zeit entsprechend "Institut für Ehehygiene" hieß. Denn während die Bevölkerung ihre Produkte kaufte, war die Unternehmerin bereits mehrfach in die Mühlen der Justiz geraten. Die Erfinderin des "erotischen Zubehörhandels" wurde beschuldigt, Kondome an Unverheiratete zu verkaufen, was in den 50ern noch illegal war. Auch Potenzmittel waren bis 1967 verboten. Von den über 2.000 Prozessen in ihrem Leben verlor sie jedoch nur einen.

Als 1975 das Pornografie-Verbot für Erwachsene fiel, startete die selbstbewusste Unternehmerin zu einem weiteren Höhenflug. In jeder größeren Stadt eröffnete bald Geschäft von Beate Uhse. Die Bestellzahlen für die Kataloge und andere Produkte aus Flensburg stiegen weiter und Beate Uhse entdeckte nun auch noch erfolgreich das Kino-Geschäft.

Retterin kaputter Ehen

Ebenso ergriff sie die Chance, nach dem Fall der Mauer 1989 den Rückständigen ostdeutschen Erotikmarkt zu erobern. Im gleichen Jahr erhielt die selbsternannte "Retterin von Millionen kaputter Ehen" mit dem Bundesverdienstkreuz eine späte Anerkennung ihrer Leistungen. Noch bis kurz vor dem Börsengang 1999 fuhr sie regelmäßig ins "Sex-Eck", wie die Flensburger Firmenzentrale bei der Bevölkerung heißt. Sie starb am 16. Juli 2001.

Die Beate Uhse Unternehmensgruppe hat heute Niederlassungen in 13 Ländern und 1.344 Mitarbeiter. Der Versandkatalog wird in neun Ländern verschickt, seit 2002 auch in den USA. Die Internetauftritte von Beate Uhse sind die bekanntesten der rund 1.000 erotische Angebote im Netz. Doch Beate Uhse selbst hat bis zuletzt den elektrischen Vibrator als wichtigste technische Erfindung betrachtet.

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