Verschuldungsraten explodieren Experte warnt vor Staatspleiten in Europa

Frankfurt/Main (RPO). Mit ihren milliardenschweren Rettungspaketen verschulden sich viele Länder in dramatischen Ausmaßen. Immer häufiger sind warnende Stimmen zu vernehmen: Es drohen zunehmend Inflation und im schlimmsten Fall sogar eine Staatspleite. In der Europäischen Union sei die Gefahr derzeit sehr groß.

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die explizite Warnung stammt von Heiner Flassbeck, Chefökonom der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Dagegen gab sich der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zuversichtlich. Er gehe nicht davon aus, dass in der Euro-Zone ein Staat bankrott gehen könne.

Viele Länder in der Europäischen Union hätten in den vergangenen Jahren weit über ihre Verhältnisse gelebt und riesige Schulden aufgetürmt, sagte Flassbeck im SWR. Neben Staaten wie Irland, Griechenland oder Spanien verwies er dabei besonders auf Länder in Osteuropa außerhalb der Währungsunion.

Zugleich warnte der UN-Experte aber vor Schuldzuweisungen. "Es sind genauso die schuld, die unter ihren Verhältnissen leben", sagte er und verwies dabei auch auf Deutschland. Flassbeck sprach sich für die Herausgabe einer Euroanleihe aus. Damit könnte man verhindern, dass sich Spekulanten auf Kosten der Länder mit hohen Schulden eine goldene Nase verdienten.

Bereits am Wochenende hatten Politiker und Wirtschaftsexperten vor den Gefahren der milliardenschweren Rettungspakete gewarnt. Neben der wachsenden Inflationsgefahr bestehe auch die Gefahr, dass sich auch Deutschland mit den Hilfen übernehmen könnte.

Gemeinsames Handeln gefordert

Nach Ansicht des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi kann die Finanz- und Wirtschaftskrise nur durch ein weltweit abgestimmtes Handeln der großen Industrienationen bewältigt werden. In einem Interview der "Bild"-Zeitung sagte er: "Die Krise ist nicht zufällig oder durch eine Naturkatastrophe entstanden, sondern wurde von Menschen gemacht, und von uns hängt es ab, wie lange sie dauern wird. Es kommt darauf an, gemeinsam und aufeinander abgestimmt zu handeln."

Auf eine globale Herausforderung müssten globale Antworten gegeben werden, sagte Berlusconi weiter und fügte an: "Deshalb versuchen wir, unser Handeln aufeinander abzustimmen, statt uns gegenseitig in unseren Anstrengungen zu behindern."

Der italienische Ministerpräsident geht nach eigener Aussage nicht davon aus, dass in der Euro-Zone ein Staat bankrott gehen könnte - schließlich habe die Europäische Union bis jetzt allen Staaten geholfen, die sich in Schwierigkeiten befunden hätte - wie beispielsweise dem Nicht-Euro-Mitglied Ungarn. "Es liegt in unserem Interesse, dass kein Staat bankrott geht", erklärte Berlusconi.

Zudem beklagte er, dass es parallel zur europäischen Wirtschaftsunion nicht gelungen sei, Europa eine "starke politische Dimension" zu geben: "Die einzige der politischen Dimension gleichzusetzende Infrastruktur ist der Stabilitäts- und Wachstumspakt."

(AP)
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