Luftfahrtmesse Farnborough Airbus-"Neo"-Jets laufen Boeing den Rang ab

Farnborough · Die Neuauflage des Langstreckenjets A330 hat dem Flugzeugbauer Airbus binnen anderthalb Tagen mehr als 100 Vorbestellungen eingebracht.

 Boeing- und Airbus-Maschinen stehen auf dem Gelände der Luftfahrtmesse Farnborough.

Boeing- und Airbus-Maschinen stehen auf dem Gelände der Luftfahrtmesse Farnborough.

Foto: dpa, ar pt

Dank des Jets mit dem Namen A330neo und seiner kleinen Mittelstreckenschwester A320neo setzte sich Airbus auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough am Montag und Dienstag deutlich von seinem Erzrivalen Boeing aus den USA ab. Der europäische Flugzeugbauer sammelte Bestellungen und Vorverträge für 398 Flugzeuge mit einem Listenpreis-Wert von knapp 60 Milliarden US-Dollar (rund 44 Mrd Euro) ein. Boeing kam nur auf 93 Maschinen im Wert von gut 14 Milliarden Dollar.

Der malaysische Billigflieger AirAsia bekannte sich am Dienstag als erste Fluglinie zu einem Vorvertrag für 50 A330neo. Zuvor hatten die Flugzeugfinanzierer Avolon, CIT und ALC grundsätzlich den Kauf von insgesamt 55 Exemplaren des Jets vereinbart. Die A330neo soll dank neuer Triebwerke von Rolls-Royce und veränderter Tragflächen 14 Prozent weniger Kerosin je Passagier verbrauchen als ihre Vorgängerin.

Die Entwicklung der "A330neo" hatte Airbus erst am Montagmorgen angekündigt. Airbus-Verkaufschef John Leahy will den Typ noch über Jahre parallel zum komplettt neu entwickelten Großraumjet A350 verkaufen. Die Modernisierung der A330 dürfte Airbus laut Brégier ein bis zwei Milliarden Euro kosten.

AirAsia-Chef Tony Fernandes hatte bei Airbus selbst auf die Modernisierung der A330 gedrängt. AirAsia soll Ende 2017 die erste A330neo erhalten, die überhaupt ausgeliefert wird, sagte Airbus-Chef Fabrice Brégier. Laut Fernandes ist die "neo" um 15 Prozent billiger zu betreiben als Boeings Konkurrenzflieger 787-9 "Dreamliner". "Das erlaubt uns, niedrigere Ticketpreise zu verlangen." AirAsia baut mit seinem Ableger AirAsia-X sein Billigangebot auf der Langstrecke vor allem innerhalb Asiens aus. Dazu hat die Airline bereits 17 herkömmliche A330 in Betrieb und 34 weitere bestellt. Die 50 A330neo kämen möglicherweise komplett hinzu, sagte Fernandes.

Der ebenfalls mit sparsameren Triebwerken modernisierte Mittelstreckenflieger Airbus A320neo knackte dreieinhalb Jahre nach seiner Vorstellung die Marke von 3000 verbindlichen Aufträgen. Der irische Flugzeugfinanzierer SMBC orderte am Dienstag 115 Mittelstreckenjets der A320-Familie, davon 110 in der "neo"-Version.
Der Flugzeugfinanzierer der Bank of China orderte 43 Maschinen aus der A320-Familie, davon 7 "neos". Für fünf Jets der Langversion A321 entschied sich auch der Flugzeugfinanzierer CIT.

Die A320neo soll vor allem dank neuer Triebwerke vom US-Unternehmen Pratt & Whitney und dem französischen Hersteller CFM mindestens 15 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als ihre Vorgängerin A320. Das erste Exemplar soll noch in diesem Jahr zum Testflug abheben, die erste Auslieferung ist in der zweiten Jahreshälfte 2015 geplant.

Airbus-Konkurrent Boeing konnte am Dienstag Bestellungen für 12 Exemplare seines Langstreckenfliegers 777-300ER und 10 "Dreamliner"-Jets in der verlängerten Version 787-9 verbuchen. Der Flugzeugfinanzierer CIT orderte die "Dreamliner", die 777-Jets gehen je zur Hälfte an die Flugzeugfinanzierer ALC und Intrepid Aviation. Fest- und Vorverträge für 51 Maschinen hatte Boeing bereits am Montag bekanntgegeben.

ALC bestätigte zudem einen früheren Auftrag über 20 Exemplare des Mittelstreckenfliegers Boeing 737-MAX. Mit neuen Triebwerken soll der MAX-Flieger ähnlich wie die A320neo mit rund 15 Prozent weniger Treibstoff auskommen als die Vorgängerversion. Für die "MAX" hat Boeing inzwischen mehr als 2000 Aufträge eingesammelt, liegt damit aber noch weit hinter dem Konkurrenzmodell zurück.

Ihre eigentliche Messebilanz ziehen Airbus und Boeing am Donnerstag. Bis dahin werden noch mehrere Vertragsabschlüsse erwartet. Zudem werden viele Flugzeuge abseits der großen Messen verkauft. Die Listenpreise gelten nur als Orientierungsgröße. Üblich sind Rabatte im zweistelligen Prozentbereich.

(dpa)
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