Eigentümer des Großaktionärs ACS Florentino Perez — der Schrecken für Hochtief

Essen · Florentino Perez, der Eigentümer des spanischen Großaktionärs ACS, ist der starke Mann im Hintergrund. Ein Mann mit einem Milliarden-Hobby: Real Madrid.

Sigmar Gabriel kämpft für Hochtief
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Das nächste Jahr soll für Florentino Pérez ein großes werden. Im Sommer könnte seine Wiederwahl als Präsident des spanischen Fußballklubs Real Madrid gelingen, und dann dürften auch die Bauarbeiten für den Umbau des Bernabeu-Stadions in der spanischen Hauptstadt beginnen. Mit der Modernisierung und Vergrößerung der legendären Fußball-Arena würde sich der Bauunternehmer Pérez sicher gern ein Denkmal setzen.

In Deutschland sind die Sympathien für den Mann dagegen derzeit begrenzt. Pèrez ist Präsident und Miteigentümer der spanischen Baugruppe ACS, der wiederum die Mehrheit am deutschen Baukonzern Hochtief gehört.

Das Misstrauen, das ACS wegen des für diesen Dienstag angekündigten abrupten Wechsels an der Hochtief-Spitze entgegenschlägt, manifestiert sich auch in Pérez, der in Marcelino Fernandez Verdes einen Mann seines Vertrauens an der Hochtief-Spitze installiert sehen möchte.

Einer der Reichsten in Spanien

Pérez, der Mächtige. Zwar gehören ihm selbst nur 12,5 Prozent an ACS. Aber er ist Präsident der Gesellschaft, und er genießt das Vertrauen anderer mächtiger Großaktionäre des spanischen Bauriesen. Das hat er sich in den 80er Jahren erworben. Damals hat Pérez den maroden Padros-Konzern für den symbolischen Preis von einer Peseta (heute gerade mal 0,6 Cent) gekauft. Er sanierte und fusionierte, und dann machte ihn der Bauboom auf der iberischen Halbinsel zu einem der mächtigsten Männer der Szene.

Heute gehört Pérez zu den Reichsten des Landes. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte im vergangenen Jahr sein Vermögen auf etwa zwei Milliarden Dollar (knapp 1,5 Milliarden Euro). In solchen Dimensionen kann man sich auch schon mal ein teures Hobby leisten.

Im Falle Pérez ist es ein königliches: Seit 2009 steht der 65-Jährige als Präsident zum zweiten Mal an der Spitze von Real Madrid. Seine erste Amtszeit endete 2006 nach zwei titellosen Jahren. Vorher hatte er mit viel Geld Stars wie Luis Figo, Zinedine Zidane und David Beckham in die spanische Hauptstadt gelockt und war selbst zur illustren Figur im Klub aufgestiegen.

Niemand sagte mehr solche Sätze wie Ramon Mendoza, der Pérez Mitte der 90er Jahre bei dessen erstem Anlauf auf das Präsidenten-Amt ausgestochen hatte. Mendozas abschätzige Aussage damals: "Señor Pérez, Sie sind traurig, grau und haben die Ausstrahlung von Mehltau." Das wird heute niemand mehr behaupten.

Das Platzen der Immobilienblase

In den drei Jahren vor seiner zweiten Real-Amtszeit hat Pérez unter anderem den Einstieg bei Hochtief eingefädelt (2007), er hat eine große Krise am spanischen Immobilienmarkt und den Ruin von Kontrahenten erlebt, und er hat einen gewaltigen Schuldenberg bei ACS mit aufgetürmt.

Alles hängt mit allem zusammen: Ohne das Platzen der Immobilienblase wäre die Branchenkrise in Spanien nicht so gravierend gewesen, das Imperium des Hochtief-Aktionärs würde nicht unter einer so erdrückenden Schuldenlast leiden. Und der Druck, die deutsche Beteiligung irgendwie werthaltiger zu machen, wäre auch nicht so groß. Wenngleich Pérez sich zugutehalten kann, dass ACS auch deshalb besser dastand als andere, weil das Unternehmen rechtzeitig diversifizierte — in Energie, Telekommunikation, Mautprojekte.

Angesichts der gewaltigen Schuldenlast wird sich Pérez am Montag über die Entwicklung der Hochtief-Aktie gefreut haben. Das Papier legte vor der Aufsichtsratssitzung an diesem Dienstag mehr als fünf Prozent zu. Rund 38 Euro kostete die Aktie.

Vor zwei Jahren hat ACS indes deutlich mehr gezahlt, und seit dem Frühjahr ist der Börsenwert von Hochtief um knapp eine Milliarde Euro zusammengeschmolzen, das Paket von Pérez mithin über 100 Millionen Euro weniger wert. 100 Millionen — das entspricht ungefähr der Summe, die Real Madrid 2009 beim teuersten Transfer der Fußball-Geschichte für den Portugiesen Cristiano Ronaldo zahlte. Solche Dimensionen schmerzen auch bei Pérez.

(RP/das/sap)
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