Nach Aktion in Deutschland nun in Frankreich Das Geschäft mit nicht perfektem Obst und Gemüse

Paris · Möhren mit mehreren Wurzeln, krumme Gurken – auch in Frankreich hat eine Supermarktkette das Geschäft mit unschönem Obst und Gemüse entdeckt und wirbt offenbar mit Erfolg dafür. Ob dieser allerdings von Dauer ist, ist fraglich. Eine ähnliche Aktion in Deutschland jedenfalls währte nur kurze Zeit.

So sieht der Youtube-Clip der Supermarktkette Intermarché aus.

So sieht der Youtube-Clip der Supermarktkette Intermarché aus.

Foto: Screenshot Youtube

Möhren mit mehreren Wurzeln, krumme Gurken — auch in Frankreich hat eine Supermarktkette das Geschäft mit unschönem Obst und Gemüse entdeckt und wirbt offenbar mit Erfolg dafür. Ob dieser allerdings von Dauer ist, ist fraglich. Eine ähnliche Aktion in Deutschland jedenfalls währte nur kurze Zeit.

Es war die Europäische Union, die einst Obst und Gemüse aus den Regalen verbannte. Doch seit 2009 dürfen Karotten, Gurken und andere Produkte wieder ein paar Macken haben. Der Verbraucher aber kennt aus dem Supermarkt meist nur die wohlgeformten Obst- und Gemüsesorten. Und genau deshalb werden Jahr für Jahr Millionen Tonnen von ihnen verfüttert oder gleich auf dem Feld wieder umgegraben.

Weil die EU 2014 zum Jahr gegen Lebensmittelverschwendung ausgerufen hat, hat die französische Supermarktkette Intermarché eine Aktion gestartet, die sich genau jenen Äpfeln, Auberginen oder auch Zitronen widmet, die von Natur aus eher unförmig geraten sind. Diese werden seit einiger Zeit separat in den Supermärkten angeboten und kosten 30 Prozent weniger als die "Schönen" ihrer Art.

Mehr als vier Millionen Klicks für Youtube-Video

Neu ist die Idee nicht, schon mehrere Länder haben — mitunter testweise — so gegen die Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen wollen. Auch in Deutschland. Die Franzosen haben mit ihrer Aktion allerdings nicht nur in ihrem Land für Aufmerksamkeit gesorgt. Selbst in Großbritannien und in den USA wurde darüber berichtet, wobei das sicherlich auch der PR-Kampagne in den sozialen Netzwerken geschuldet ist.

So hat Intermarché etwa ein Video — auf Englisch, nicht Französisch — drehen lassen, in dem sie fast filmreif die Früchte vorstellt, die sie aus dem Schatten ins Licht führen wollen. Da ist etwa die "irrwitzige Kartoffel", die sich gut für Kartoffelbrei eigne, da ist auch die "durchgefallene Limone" oder die "scheußliche Orange", aus denen sich noch wunderbar Säfte machen ließen. Zusätzlich, so heißt es in dem Youtube-Clip mit dem Namen "Ruhmloses Obst und Gemüse", habe man aus genau jenem ungerateten Obst- und Gemüse Suppen und Säfte hergestellt und sie in den Supermärkten angeboten.

Die Supermarktkette selbst spricht von einem Erfolg, gibt an, in den ersten beiden Tagen 1,2 Tonnen davon in ihren Geschäften verkauft zu haben. Man habe vor allem ein Problem gehabt: Dass dieses Obst und Gemüse schnell ausverkauft gewesen sei. Der Youtube-Clip jedenfalls stieß bislang auf enormes Interesse. Im Juni eingestellt, haben ihn sich inzwischen mehr als vier Millionen User angesehen. Doch ob das wirklich dauerhaft von Erfolg gekrönt sein kann, ist fraglich. In Deutschland jedenfalls hatte sich eine ähnliche Aktion nicht auf Dauer durchgesetzt.

Experimente in Österreich, der Schweiz und Deutschland

Im Oktober 2013 hatten ausgewählte Edeka- und Netto-Filialen krummes Obst und Gemüse in ihren Märkten verkauft — vier Wochen lang. Auch das sollte ein Appell gegen die Lebensmittelverschwendung sein und zugleich ein Test, ob dies beim Verbraucher wirklich ankommt, ist er doch immer tadelloses Obst und Gemüse gewohnt. Im Februar dieses Jahres verkündete Edeka dann die Bilanz der Aktion.

Demnach sei die Resonanz auf das Pilotprojekt mit dem Namen "Keiner ist perfekt" zwar "überwiegend positiv" gewesen, aber künftig sollte es nur noch saisonal und auch regional Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern geben. Das lag allerdings laut der Supermarktkette nicht unbedingt am Verbraucher, sondern vielmehr sei das Angebot "nicht perfekter Ware" seitens der Erzeuger geringer als erwartet gewesen.

Auch in anderen Ländern hat man übrigens schon mit weniger schön aussehendem Obst und Gemüse in den Regalen experimentiert. So etwa bei Rewe International in Österreich und bei Coop und Migros in der Schweiz.

(das)
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