Höhere Preise drohen Gasstreit könnte Auswirkungen auf Deutschland haben

Frankfurt/Main (rpo). Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine könnte sich womöglich auch auf Deutschland ausweiten. Nach dem Leifertopp des russischen Gasproduzenten Gasprom befürchtet der Bundesverband der deutschen Industrie, dass die Gaspreise in Deutschland explodieren könnten. Sollte die Ukraine mittelfristig die Durchleistungsgebühren im eigenen Gebiet erhöhen, wird Deutschland auch vom Kampf um das Gas betroffen sein.

Der größte deutsche Gasimporteur E.ON Ruhrgas sieht sich jedoch gut gewappnet und erklärte, dass für eine mögliche Einschränkung russischer Gaslieferungen über die Ukraine nach Deutschland Vorsorge getroffen worden sei. "Selbst bei einer weiteren Eskalation wird es nicht zu Liefereinschränkungen für Haushalte und Kleinverbraucher kommen", erklärte der Konzern. Großkunden seien aktuell ebenfalls nicht betroffen. Für sie könnten unter Umständen allerdings "auf Sicht begrenzte Einschränkungen nicht ausgeschlossen werden", hieß es.

Der BDI rechnet unterdessen für Januar und April noch einmal mit steigenden Gaspreisen. "Der Gaspreis hängt mit einem halben Jahr Verspätung am Ölpreis", sagte der Vorsitzende des BDI-Energieausschusses, Gernot Schaefer, dem "Tagesspiegel". "Wegen dieses Nachholeffekts wird Gas Anfang 2006 sicher noch einmal teurer, zunächst im Januar, wahrscheinlich aber auch noch mal im April."

Die geplante Ostsee-Pipeline bewertete Schafer als eine sehr gute strategische Vorsorge, durch die die politische Gefährdung geringer werde. Gleichzeitig forderte er für den deutschen Gasmarkt aber mehr Wettbewerb.

Der energiepolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Hans-Josef Fell, kritisierte den Lieferstopp von Gasprom und warf dem Unternehmen unerbittliche Härte und die Nutzung des Gases als politisches Druckmittel vor. In diesem Zusammenhang sprach er sich auch für den großflächigen Ausbau von Biogaserzeugung in Europa und Deutschland aus, "statt des Baues einer Ostseepipeline für klimaschädliches und politisch gefährliches Russenerdgas".

Der stellvertretende Vorsitzender der Links-Fraktion Bodo Ramelow, nannte den Gasstreit "ein Lehrbeispiel für die schädliche Wirkung von Monopolstrukturen". Gasprom und die dahinter stehende russische Regierung nähmen "das ukrainische Volk quasi in Geiselhaft, um die Monopolprofite aus dem Gasgeschäft zu steigern", erklärte er. "Säbelrasseln und Erpressung, wie sie jetzt von Russland gegenüber der Ukraine praktiziert" würden, dürften von der EU und dem Europäischen Rat nicht stillschweigend akzeptiert werden.

An Altkanzler Gerhard Schröder appellierte Ramelow, sich nach der Gasprom-Entscheidung sehr genau zu überlegen, ob er das ihm angetragene Mandat annehmen wolle. Ob er wolle oder nicht - "er würde sich zum Helfershelfer für den Ausbau der Marktmacht eines Monopols machen und verbraucherfeindliche Strukturen verfestigen", warnte der Politiker.

(ap)
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