Streik der Lokführer Machtkampf auf dem Rücken der Fahrgäste

Meinung | Berlin · Die letzte Runde im Machtkampf zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GdL ist eingeläutet. Die öffentliche Stimmung hat sich gegen die Lokführer gedreht. Im Sommer kommt die Tarifeinheit. Es ist zu befürchten, dass GdL-Chef Claus Weselsky in den nächsten Monaten alle Kräfte aufbieten wird, um seine Ziele davor noch durchzusetzen. Auf Kosten der Passagiere.

Das ist Claus Weselsky: Lokführer, CDU-Mitglied, Gewerkschafter
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Das ist Claus Weselsky

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Foto: dpa/Carsten Koall

Die Lokführergewerkschaft hat jedes Augenmaß verloren, wie der erneute zweitägige Ausstand zeigt, unter dem die ganze Republik leidet. Das Streikrecht ist ein hohes Gut in diesem Land. Aber mit hohem Gut muss verantwortlich umgegangen werden. Das macht GdL-Chef Claus Weselsky aber keineswegs. Ihm geht es ja schon lange nicht mehr darum, für bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen seiner Lokführer zu kämpfen. Viel mehr will er die Macht und die Bedeutung seiner Gewerkschaft vergrößern, indem er künftig auch für andere Berufsgruppen der Bahn die Gehälter verhandelt.

Die Bahn ist diesem Gewerkschafts-Boss schon weit entgegen gekommen. Aber sie kann natürlich nicht zwei verschiedene Tarife in ihrem Unternehmen für Angestellte zulassen, die die gleiche Arbeit machen. Das würde auch gegen das Prinzip "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" verstoßen. Dass die Regierung sich nun gezwungen sieht, den Konflikt mit den kleinen Gewerkschaften über ein Tarifeinheitsgesetz zu regeln, haben sich GdL und Co. selbst zuzuschreiben. Ein solches Gesetz wäre nie auf den Weg gebracht worden, wenn die kleinen Gewerkschaften mit Schlüsselstellung für das öffentliche Leben nicht ständig übertrieben hätten.

Weselsky sieht nun seine Felle davonschwimmen. Im Sommer wird die Tarifeinheit kommen. Bis dahin sind noch eine Reihe von Streiks zu befürchten, die Reisende, Pendler und die Wirtschaft hart treffen könnten. Inzwischen mag man der Bahn zurufen: Haltet durch, wartet die Tarifeinheit ab. Wenn die Lokführer klug sind, werden sie sich von diesem Gewerkschaftschef abwenden, der mehr Schaden anrichtet, als er ihnen hilft.

Es ist ein unhaltbarer Zustand in einer der größten Volkswirtschaften der Welt, dass jemand, der zu einem bestimmten Termin vom Nordosten der Republik in den Südwesten reisen möchte, gar nicht weiß, welches Verkehrsmittel zuverlässig sein könnte. Bahn und Flugverkehr werden andauernd bestreikt. Und mit dem eigenen Pkw geht es auch nur mühsam, weil die Autobahnen wegen ihres schlechten Zustands teilweise gesperrt sind. Das sind unhaltbare Zustände.

(qua)
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