Lokführergewerkschaft GDL will ihre Mitgliederzahlen nicht offenlegen

Berlin · Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn bleiben die Fronten zwischen den rivalisierenden Gewerkschaften verhärtet: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wies am Mittwoch den Vorschlag der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zurück, die Mitgliederzahlen beider Verbände von einem Notar prüfen zu lassen.

 GDL-Cjef Claus Weselsky.

GDL-Cjef Claus Weselsky.

Foto: dpa, Frank Rumpenhorst

Der Grund dafür ist, dass dann - je nach Berufsgruppe - die Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern die Federführung bei den Tarifverhandlungen haben soll.

"Diese Frage stellt sich für uns momentan nicht", sagte GDL-Sprecherin Gerda Seibert der Nachrichtenagentur AFP. "Wir wollen für unsere Mitglieder verhandeln, die EVG hat das Recht, für ihre Mitglieder zu verhandeln." Der Vorschlag der EVG entspreche dem Abkommen, das die Deutsche Bahn mit der GDL habe schließen wollen. "Das funktioniert mit uns nicht. Wir wollen Tarifpluralität. Wenn die Bahn ein vernünftiges Angebot macht, sind wir kompromissbereit", bekräftigte Seibert. Angesichts der drängenden Probleme bei den Themen Arbeitszeit, Schichtdienst und Überstunden wolle die GDL sowohl für die Lokführer als auch für die Zugbegleiter und Bordgastronomen verhandeln.

EVG-Chef Alexander Kirchner hatte in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vom Mittwoch erklärt, seine Gewerkschaft sei "bereit, einem Notar unsere Mitglieder-Datenbank zu übergeben", wenn die Lokführergewerkschaft GDL dies auch tue. "Unser Vorschlag ist, dass die Gewerkschaft, die in der jeweiligen Berufsgruppe die Mehrheit stellt, in einer Kooperation federführend über die spezifischen Themen dieser Berufsgruppe verhandelt. Voraussetzung dafür ist, dass beide Gewerkschaften Gesamtverantwortung übernehmen." Den Vorschlag hatte die EVG am Montag öffentlich gemacht.

Auch im Bayerischen Rundfunk betonte Kirchner noch einmal seine Kooperationsbereitschaft. "Dort wo Gewerkschaften gegeneinander gearbeitet haben, war es schlecht für die Beschäftigten. Und deshalb unser Angebot an die GDL zu einer fairen Kooperation". Allerdings müsse auch die Bahn ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. "Das, was bisher auf dem Tisch liegt, reicht auch uns nicht aus." Die EVG setzte am Mittwoch ihre Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn fort. Anders als die Lokführer-Vertretung verzichtete sie bislang auf Streikaufrufe.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber forderte in der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" vom Mittwoch mehr Konstruktivität von der GDL. Diese solle ihre "Drohgebärden" lassen und konkret sagen, was sie selbst zu einem Kompromiss beitragen wolle. Im übrigen werde die Bahn auch bei den Tarifverhandlungen mit der EVG ihr "Ziel hochhalten, unterschiedliche Tarifverträge für eine Berufsgruppe zu vermeiden".

Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, kritisierte die "Blockade gemeinsamer Tarifverhandlungen durch die GDL". Dabei hätten DGB- und Beamtenbund-Gewerkschaften im öffentlichen Dienst seit langem gezeigt, dass sie erfolgreich zusammenarbeiten könnten.

Nach Angaben von Kirchner kommt es auf den Bahnhöfen mittlerweile zu schweren Konflikten zwischen den Mitgliedern beider Gewerkschaften. So seien EVG-Mitglieder beleidigt und etwa als Streikbrecher beschimpft worden. "Mittlerweile gibt es GDL-Lokführer, die wegschauen oder nicht mehr grüßen, wenn sie EVG-Kollegen treffen", sagte Kirchner der "Süddeutschen Zeitung".

(dpa)
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