Low-Cost-Airlines Germanwings überholt Air Berlin

Düsseldorf · Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigt: Mit der Lufthansa-Tochter fliegen Kunden im Schnitt günstiger als mit Air Berlin. Außerdem ist Germanwings inzwischen Marktführer.

Der Marktanteil von Germanwings liegt bei 38 Prozent, gefolgt von Air Berlin (35 Prozent).

Der Marktanteil von Germanwings liegt bei 38 Prozent, gefolgt von Air Berlin (35 Prozent).

Foto: dpa, hka jhe kde

So viel Billigflug-Auswahl gab es noch nie: 518 verschiedene Strecken boten die Low-Cost-Carrier Anfang 2015 an deutschen Flughäfen an. Der bisherige Rekord lag bei 507 Strecken im Winterflugplan 2011. Die im Schnitt günstigsten Anbieter waren zuletzt die ungarische Wizz und die irische Ryanair. Das geht aus dem aktuellen Low-Cost-Monitor des des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hervor, der unserer Zeitung exklusiv vorliegt.

Der Studie zufolge verschieben sich im Low-Cost-Segment die Kräfteverhältnisse. Mit 1800 Wochen-Starts rückte die Lufthansa-Tochter Germanwings in diesem Winter erstmals an die Spitze und verdrängte Air Berlin auf Platz zwei. Der Marktanteil von Germanwings liegt bei 38 Prozent, gefolgt von Air Berlin (35 Prozent), Ryanair (acht Prozent) und Easyjet (7,2 Prozent). Hintergrund ist der Konzernumbau, den die Lufthansa gerade vornimmt. Um ihre Kosten zu senken, hat sie fast sämtliche innereuropäischen Strecken an die konzerneigene Billigflug-Tochter Germanwings abgegeben.

"Inzwischen fliegt fast jeder dritte Passagier Low Cost: Mit über 67 Millionen verkauften Tickets hatten die Billigflug-Angebieter an den deutschen Verkehrsflughäfen im vergangenen Jahr einen Marktanteil von rund 32 Prozent", sagt der Autor der Studie, Peter Berster. Die Verbraucher profitieren doppelt: Neben der größeren Auswahl drückt der stärkere Wettbewerb auch auf die Preise. Je nach Gesellschaft lagen die über alle Strecken und Buchungszeiten ermittelten Durchschnittspreise zuletzt zwischen 50 und 130 Euro. Vor einem Jahr hatte die durchschnittliche Preisspanne noch zwischen 70 und 160 Euro gelegen.

Beim Vergleich der deutschen Anbieter waren die Tickets von Germanwings brutto (inklusive Steuern, Gebühren und Zuschlägen) auf vergleichbaren Strecken im Schnitt rund ein Drittel günstiger als die von Air Berlin. Die Tester haben für eine Referenzwoche in der ersten Jahreshälfte 2015 die Ticketpreise zu vier verschiedenen Terminen abgefragt. Bei den Vorausbuchungsfristen "ein Tag", "ein Monat" und "drei Monate" war Germanwings günstiger als Air Berlin. Nur eine Woche vor Abflug war Air Berlin günstiger als Germanwings.

Über den preislichen Abstand zu herkömmlichen Flugtickets macht die Studie keine Aussage. Der Hamburger Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt schätzt: "Der durchschnittliche Preisabstand zu herkömmlichen Flugtickets beträgt nur noch 20 Prozent." Vor gut fünf Jahren hätten Billigflugkunden im Schnitt noch weniger als die Hälfte des Standardpreises gezahlt. Die extrem günstigen Angebote aus den Anfangszeiten der Branche ("Für 19 Euro nach London - Fliegen zum Taxipreis") sind weitgehend verschwunden. Zum einen, weil die Preise inzwischen fast immer auch Gebühren, Steuern und andere Zuschläge enthalten. Zum anderen bezahlten Kunden extrem günstige Flüge früher oft mit extrem teuren Rückflügen. Diese Verbraucherfalle gibt es heute kaum noch.

Wichtigster Billig-Flughafen war 2014 Berlin, gefolgt von Düsseldorf, Köln-Bonn und Hamburg. In Düsseldorf beträgt der Anteil der Billigflieger am gesamten Fluggeschäft inzwischen 56 Prozent. Bereinigt um den Effekt der Lufthansa-Germanwings-Umstellung ist am Flughafen Düsseldorf etwa jedes vierte startende Flugzeug ein Billigflieger.

(RP)
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