Wie die GDL-Lokführer in NRW den Streik rechtfertigen "Betroffene gibt es immer"

Ausgerechnet am Ferienwochenende legen die GDL-Lokführer die Arbeit nieder. Tausende Familien werden betroffen sein. Die Gewerkschafter aus dem Bezirk NRW sind sich darüber im Klaren. Doch die GDL drehen weiter an der Eskalationsschraube. Das Verhalten der Bahn hat sie massiv verärgert.

 Die Gewerkschaft der Lokomotivführer will am gesamten Wochenende streiken.

Die Gewerkschaft der Lokomotivführer will am gesamten Wochenende streiken.

Foto: dpa

"Die DB hat auf die vergangenen beiden Streiks in keinster Weise reagiert", sagte Bezirkschef Sven Schmitte unserer Redaktion. Die GDL sah sich demnach gezwungen, den Druck "massiv" zu erhöhen.

Schmitte wirft der Bahn vor, in den vergangenen Tagen bewusst die Öffentlichkeit getäuscht zu haben, um die Mitglieder der GDL zu diskreditieren. Gemeint sind damit vor allem die Äußerungen von Personalvorstand Ulrich Weber vom vergangenen Mittwoch.

Der hatte GDL-Chef Claus Weselsky vorgeworfen, ihn hintergangen zu haben. Er habe sich mit ihm verabredet, um am Mittwoch und Donnerstag Lösungen für den Konflikt zu suchen, so Weber. "Und das Stunden, bevor diese Gespräche überhaupt erst beginnen, die GDL zum Streik aufruft - das ist schon eine Dreistigkeit und Unverschämtheit."

Diese Worte treiben nun die Gewerkschafter auf die Palme. "Da platzt mir der Kragen", sagt Schmitte. Gesprochen werde auf dieser Ebene nämlich immer. Das jetzt so darzustellen, als habe Weselsky Zusagen gebrochen, entspricht nach seiner Darstellung nicht den tatsächlichen Gegebenheiten.

Auf die Frage, was die GDL jetzt den betroffenen Familien sage, die am Ferienende nicht nach Hause kommen, sagt Schmitte: "Wir können uns immer nur entschuldigen." Betroffene gebe es aber immer. Zuletzt seien es die Pendler gewesen, die habe man nun verschonen wollen. Dass es ausgerechnet das stark frequentierte Ferienwochenende trifft, ließ sich demnach kaum vermeiden. "Wir können nicht immer sieben Tage Pause machen", so der Bezirkschef.

Eins wird damit angesichts der Schwere des Konflikts mehr als deutlich: Die Lage ist hoffnungslos verfahren, das Band zwischen GDL und Bahn zerrissen, der Streit hat eine persönliche Ebene erreicht.

Die Bahn will vor allem verhindern, dass die GDL auch die Rechte der Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten vertritt. Auch das verdreht nach Darstellung der Lokführer die Wahrheit. Wie Schmitte erläutert, gibt es schon heute unterschiedlichste Tarifregelungen für einzelne Gruppen von Angestellten. Aus Sicht der Gewerkschaft hat das Unternehmen nicht ein einziges inhaltliches Angebot gemacht.

Zur aktuellen Lage, Hintergründe, Reaktionen und Auswirkungen des angekündigten Streiks finden Sie hier weitere Informationen.

(pst)
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