Bahnstreik Lokführer beginnen mit Streik im Personenverkehr

Frankfurt/Main · Nun stehen auch im Personenverkehr die Züge still. Die Lokführergewerkschaft GDL ist jetzt vollständig im Ausstand. Nachdem sich bereits Mitglieder der Bundesregierung kritisch zum Streik geäußert hatten, meldete sich nun auch eine große Gewerkschaft des DBG zu Wort. IG BCE-Chef Michael Vassiliadis wirft der GDL Verantwortungslosigkeit vor.

GDL XXL-Streik: Was beim Bahnstreik auf die Kunden zukommt
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Was auf die Kunden beim Sechs-Tage-Streik zukommt

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Der Rekordstreik der Lokführer hat auch in Nordrhein-Westfalen am Dienstagmorgen für erhebliche Behinderungen im Zugverkehr gesorgt. Seit 2 Uhr fahre nur noch rund ein Drittel aller S-Bahnen und Regionalverkehrszüge in NRW, sagte ein Bahn-Sprecher. Der Ersatzfahrplan funktioniere aber gut, Verspätungen gab es zunächst kaum. Die S-Bahnen verkehrten auf vielen Linien im Stundentakt. Während es auf den Bahnhöfen vergleichsweise ruhig zuging, war auf den Straßen mehr los als sonst. Viele Pendler waren auf das Auto umgestiegen. Erst am Sonntag wollen die Lokführer ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern sei die Lage im Bahnverkehr in NRW noch entspannt, sagte der Bahnsprecher. Viele Lokführer seien hier Beamte. Zudem fahren auf mehreren Pendler-Strecken Privatbahnen, die von dem Streik nicht betroffen sind.

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Die meisten Reisenden waren auf die Behinderungen vorbereitet. Verständnis für den Streik hatte am Düsseldorfer Hauptbahnhof aber kaum ein Pendler übrig.

Der NRW-Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Sven Schmitte, ging von einer ähnlich hohen Streikbeteiligung aus wie bei vorigen Streiks. Das Verständnis für den Streik bei den Mitgliedern sei sehr groß. "Jeden Tag rechnen wir mit Hunderten Kollegen, die sich landesweit beteiligen", sagte Schmitte.

Die Deutsche Bahn in NRW in Zahlen
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Das Unternehmen veröffentlichte auf seiner Website Ersatzfahrpläne. Bereits am Montagnachmittag hatten die Lokführer einen Streik im Güterverkehr begonnen.

Die Arbeitsniederlegungen sollen bis Sonntagmorgen dauern. Es ist damit der bisher längste Ausstand in der Geschichte der Deutschen Bahn. In dem inzwischen seit gut zehn Monate laufenden Tarifkonflikt streikt die GDL nun zum achten Mal. Eine Schlichtung lehnte GDL-Chef Claus Weselsky ab.

Nachdem Mitglieder der Bundesregierung und andere Politiker den Streikkurs der GDL bereits kritisierten, stößt er nun auch bei einer großen Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf massive Kritik. "Die GDL verfolgt rücksichtslos ihre eigenen Ziele für ihre kleine Klientel", sagte der Vorsitzende der Indstriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Dienstagsausgabe). Die GDL gehe "erkennbar nicht" verantwortlich mit dem Arbeitskampfinstrument um.

Die jetzige GDL-Führung habe aber "überhaupt kein Verständnis und kein Gespür, dass sie damit die Gewerkschaftsidee insgesamt" schädige, sagte Vassiliadis. "Dass eine Mini-Gewerkschaft so tut, als spräche und handele sie für die Mehrheit, das kann nicht richtig sein." Deshalb sei das geplante Tarifeinheitsgesetz richtig.

(AFP, dpa)
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