US-Großbank verbucht Milliarden-Plus Goldman Sachs - ein Gewinner in Krisenzeiten

New York (RPO). US-Bankriese Goldman Sachs hat seinen Gewinn im zweiten Quartal auf 2,72 Milliarden Dollar gesteigert. Die neuesten Zahlen beweisen: Das Institut ist deutlich besser durch die Finanzkrise gekommen als andere Geldhäuser. Schon können sich die 30.000 Mitarbeiter auf saftige Boni freuen.

 Die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt das zweite Mal überhaupt rote Zahlen.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt das zweite Mal überhaupt rote Zahlen.

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New York (RPO). US-Bankriese Goldman Sachs hat seinen Gewinn im zweiten Quartal auf 2,72 Milliarden Dollar gesteigert. Die neuesten Zahlen beweisen: Das Institut ist deutlich besser durch die Finanzkrise gekommen als andere Geldhäuser. Schon können sich die 30.000 Mitarbeiter auf saftige Boni freuen.

David Viniar, Finanzchef der Wall-Street-Bank, ist merklich stolz über das selbst von Experten nicht für möglich gehaltene Ergebnis. "Für die Firma war es ganz einfaches Blocken und Tacklen", sagte er im Rahmen einer Telefon-Schaltkonferenz, bei der Viniar den Analysten seine Quartalszahlen erklärte. Soll heißen: Wie beim Football ist Goldman Sachs mit der richtigen Mischung aus Angriff und Verteidigung durch die Krise gekommen - und steht weiter als mächtigste Bank der Wall Street da.

Das Tempo, mit dem sich Goldman aus der Krise katapultierte, wird jedoch selbst unter Experten als beinahe beängstigend angesehen. "Wie konnte Goldman sich bloß so schnell erholen?", fragt sich nicht nur die "New York Times".

Das Können, sich "aufs Wesentliche zu konzentrieren", sieht Viniar als entscheidend für den steilen Aufwärtstrend an. Fest steht: Goldman nutzte in Krisenzeiten die wenigen Chancen eiskalt aus. Die Bank kassierte mit festverzinslichen Anleihen und handelte geschickt mit Währungen und Rohstoffen.

Goldmans Stärken sind schon lange bekannt. "Es geht opportune Risiken ein, die andere scheuen", bilanziert Wall-Street-Historiker Charles Geisst in der "New York Times". Die Entwicklung der Dinge ist nicht frei von Ironie: Mit vielen Risikogeschäften beförderte sich die Sparte in die Krise - nun will man mit Risikogeschäften wieder aus dem Schlamassel herauskommen. In vielerlei Hinsicht, so flüstern viele Analysten, wäre bei Goldman eigentlich alles beim Alten geblieben.

Einige Ursachen dafür, dass man relativ glimpflich durch die mittlerweile zwei Jahre andauernde Finanzkrise gekommen ist, liegen natürlich auch am Schwächeln der Konkurrenz. So wetteiferte im Geschäft mit Festverzinslichen einst Bear Stearns mit Goldman - Fed und JPMorgan mussten den Broker später auffangen. Im Energiehandel machte Lehman dem Institut lange Konkurrenz - das Haus ging im September pleite. Und beim Investment Banking traf Goldman unter anderem auf Merrill Lynch - die Gesellschaft ist seit der Übernahme durch die Bank of America zum Jahreswechsel aber nur noch ein Schatten früherer Zeiten.

Und Goldman profitierte von den Nöten anderer Banken, die sich auf den Aktienmärkten neues Kapital beschaffen mussten - wofür der US-Riese als zeichnende Emissionsbank hohe Gebühren in Rechnung stellen konnte. Gegenüber den Universalbanken, die in den kommenden Tagen ihre Zahlen vorstellen werden, hat Goldman zudem einen entscheidenden Vorteil: Das Institut hat kein Massengeschäft. Und was in schockgefrorenen Märkten vor Monaten noch als dringend notwendig galt, verhagelt mit Kreditausfällen nun den Konkurrenten die Resultate.

Vorfreude bei den Mitarbeitern

Schon jetzt reibt man sich im unscheinbaren Goldman-Sachs-Gebäude in der New Yorker Broad Street, an dem nicht mal ein Firmenschild prangert, die Hände. Denn die Mitarbeiter - insgesamt sind rund 30.000 für Goldman tätig - können sich bereits zur Jahresmitte auf fette Boni freuen.

Bei Goldman Sachs hat der Aufschwung schon eingesetzt. Natürlich hatte man auch hier kurzzeitig die Krise gespürt. Im Schlussquartal des vergangenen Geschäftsjahres musste die Bank erstmals seit dem Börsengang im Jahr 1999 einen Verlust einstecken. Doch mit dem jetzigen Quartalsergebnis knüpft das Unternehmen wieder an alte Zeiten an. Der Gewinn ist der höchste seit den Spitzenwerten im Rekordjahr 2007.

Kritiker halten Goldman vor, nur die Staatshilfen hätten das Institut überhaupt in die Lage versetzt, nun derart zu glänzen: Im Herbst wurden Milliarden aus dem Bankenrettungsprogramm in die Kassen gespült, 13 Milliarden Dollar an öffentlichen Hilfen reichte außerdem AIG an Goldman weiter, als dem Versicherer die Verpflichtungen aus seinen Swap-Geschäften mit der Bank über den Kopf stiegen. Nicht zu vergessen wären da noch 28 Milliarden Dollar an Fremdkapital, die das Institut dank Garantie der Aufsicht günstig platzieren konnte. Doch auch andere Banken erhielten Gelder von der US-Regierung - waren von der klugen Risikosteuerung Goldmans aber weit entfernt.

Zwar dürften auch viele andere Institute in den kommenden Tagen wieder bessere Ergebnisse verbuchen. Zahlen wie bei Goldman Sachs werden sie aber wohl nicht erzielen. Hinzu kommt, dass etwa Citigroup oder die Bank of America bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal ihre Staatsgelder zurückzahlen konnten. Goldman hatte dagegen als erster auch die zehn Milliarden Dollar an Hilfsgeldern zurückgezahlt, mit denen die US-Regierung voriges Jahr durch die schlimme Krise geholfen hatte. Damit ist man Washington gegenüber auch keine Rechenschaft mehr schuldig.

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