Banker stoßen Aktien ab Goldman Sachs macht Milliardengewinn

Washington (RPO). Die amerikanische Großbank Goldman Sachs hat trotz der Finanzkrise den Gewinn im zweiten Quartal unerwartet kräftig auf 2,72 Milliarden Dollar gesteigert. Der Gewinn je Aktie lag damit bei 4,93 Dollar, Analysten hatten lediglich mit 3,54 Dollar gerechnet. Vor einem Jahr hatte Goldman Sachs ein Plus von 2,05 Milliarden Dollar ausgewiesen.

 Manager von Goldman Sachs haben massenhaft Aktien auf den Markt geworfen.

Manager von Goldman Sachs haben massenhaft Aktien auf den Markt geworfen.

Foto: AP

Insgesamt wies die Bank für das zweite Quartal einen Umsatz von 13,76 Milliarden Dollar aus nach 9,42 Milliarden vor einem Jahr. Dazu trug der Aktienhandel mit 3,18 Milliarden Dollar bei.

Schon im ersten Quartal 2009 hatte die New Yorker Großbank mit einem Milliardengewinn überrascht. Für das erste Vierteljahr 2009 meldete das Institut im April einen Gewinn von 1,66 Milliarden Dollar. Goldman Sachs ist verglichen mit anderen US-Banken recht glimpflich durch die mittlerweile zwei Jahre andauernde Finanzkrise gekommen. Die Bank wies zwar im letzten Quartal 2008 zum ersten Mal seit ihrem Börsengang 1999 einen Verlust aus, schrieb aber im Gesamtjahr mit einem Milliardengewinn schwarze Zahlen.

Staatliche Hilfe zurückgezahlt

Wie andere Großbanken auch hatte Goldman Sachs wegen der Finanzkrise im vergangenen Jahr eine milliardenschwere Finanzspritze der US-Regierung erhalten. Das Geld ist allerdings an strenge Auflagen geknüpft, unter anderem sind die Managergehälter gedeckelt. Die Banken bemühen sich daher, die Hilfen aus dem Bankenrettungsprogramm TARP möglichst rasch zurückzuzahlen. Goldman Sachs gab 10 Milliarden Dollar zurück, was den Gewinn je Aktie im zweiten Quartal mit 78 Cent belastete.

Fragwürdiges verhalten von Bankmanagern

Mit einem fragwürdigen Verhalten haben Manager des Geldhauses Goldman Sachs unterdessen für Aufregung gesorgt. Nach der Auszahlung der Hilfsmilliarden für die US-Finanzindustrie verkauften die Banker des Instituts massenhaft eigene Aktien. Insgesamt kassierten sie damit rund 700 Millionen Dollar ab.

Die "Financial Times" (FT) berichtet, Goldman-Führungskräfte hätten rund 700 Millionen Dollar mit Aktienverkäufen verdient, während die Bank kurz zuvor nur dank Staatshilfen vor dem Kollaps gerettet wurde. Dabei beruft sich die Zeitung auf Mitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC.

Die fragwürdigen Aktiendeals dürften nicht ohne Konsequenzen bleiben. Laut "FT" würden die ungewöhnlichen Verkaufsaktivitäten zu Verärgerung bei US-Regierung und Kongressabgeordneten führen.

Im Fokus stehen angeblich Verkäufe von Goldman-Aktien nach dem Zusammenbruch des Konkurrenten Lehman Brothers im September 2008. Damals habe das Institut von rund zehn Milliarden Dollar Staatshilfe profitiert. Gleichzeitig hätten Goldman-Manager nach Informationen der "FT" Aktien im großen Stil abgestoßen.

Zum Vergleich: Zwischen September 2007 und April 2008 sei das Verkaufsvolumen wesentlich geringer gewesen: Damals hätten Führungskräfte laut "FT" lediglich Aktien im Wert von 438 Millionen Dollar veräußert. Der Aktienkurs sei dabei weit höher gewesen.

Die Bank lehnte gegenüber der "Financial Times" eine Stellungnahme zu den Verkäufen ab. Ein Sprecher habe dem Bericht zufolge lediglich erklärt, dass es üblich sei, wenn führende Mitarbeiter von Goldman teilweise mit Aktien entlohnt würden. Sie würden die Anteile auf den Markt werfen, um ihre Anlagen breiter zu streuen und Risiken zu mindern.

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