Groko-Pläne Arbeitsmarktforscher erwarten deutlich weniger befristete Jobs

Berlin/Nürnberg · In den Groko-Verhandlungen setzte die SPD eine Grenze für die sachgrundlose Befristung von Jobs durch. Davon wären mehrere Hunderttausend Arbeitsverträge betroffen, schätzen Arbeitsmarktforscher. Unklar ist aber, ob die Jobs nun entfristet werden - oder wegfallen.

 Arbeitsvertrag (Symbolbild).

Arbeitsvertrag (Symbolbild).

Foto: gms

Die Zahl der Arbeitsverträge mit sachgrundloser Befristung könnte sich nach Schätzungen von Arbeitsmarktexperten um etwa 400.000 reduzieren, wenn die Pläne von Union und SPD im Koalitionsvertrag umgesetzt werden. Allerdings könne niemand seriös vorhersagen, wie viele dieser Arbeitsverhältnisse dann mit Sachgrund befristet werden, wie viele unbefristet vereinbart werden und wie viele gar nicht mehr zustande kommen, schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Forscher gehen demnach von insgesamt 1,3 Millionen Beschäftigten aus, die mit sachgrundlos befristeten Verträgen arbeiten. Rund 830.000 von ihnen sind in Unternehmen mit mehr als 75 Mitarbeitern tätig. Union und SPD wollen ab dieser Firmengröße Unternehmen gestatten, maximal 2,5 Prozent der Belegschaft ohne Grund nur befristet zu beschäftigen.

"Missbrauch der Befristung wird eingedämmt"

Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen (2013) liegt der Anteil solcher Befristungen in diesen größeren Unternehmen derzeit bei etwas mehr als fünf Prozent. "De facto würde sich diese Zahl ungefähr halbieren, wenn die 2,5-Prozent-Grenze greift", sagte IAB-Chef Joachim Möller dem RND. Bei kleineren Firmen liege der Anteil der sachgrundlosen Befristungen bei 2,7 Prozent.

SPD-Vize Olaf Scholz sagte dem "Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung": "Mit den neuen Regeln wird der Missbrauch der Befristung massiv eingedämmt." Das sei ein echter Durchbruch und ein ganz wichtiger Fortschritt für viele, "die bei schlechtem Lohn auch noch jeden Tag mit der Ungewissheit zu kämpfen haben, wie lange sie ihren Job noch haben".

Der IAB-Chef wertet auch die geplante Begrenzung begründeter Befristungen von Arbeitsverträgen als positiven Schritt. "Dass solche Kettenbefristungen jetzt 5 Jahre nicht überschreiten dürfen, hat zumindest die positive Seite, dass Arbeitnehmer nicht endlos hingehalten werden können. Da muss sich gerade auch der Öffentliche Dienst bewegen", sagte Möller. Allerdings entstehe die Gefahr einer Einstellungsblockade.

(wer)
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