Mit dem Duft von früher Hamburg-Köln-Express macht der Bahn Konkurrenz

Hamburg/Köln · Die Deutsche Bahn hat seit Montag einen Konkurrenten auf der Strecke Hamburg-Köln. Am ersten Tag gab es von den Reisenden Lob für niedrige Preise und freundlichen Service. Den Muff der 70er Jahre nahmen sie dafür gerne in Kauf.

Ein erster Blick auf den Hamburg-Köln-Express
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Ein erster Blick auf den Hamburg-Köln-Express

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Eine Reise mit dem neuen privaten Konkurrenten der Deutschen Bahn im Fernverkehr ist zunächst einmal eine Reise in die Vergangenheit. Beim Einsteigen steigt dem Fahrgast ein Geruch in die Nase, der sich eigentlich vor etwa 20 Jahren langsam verflüchtigte. Es ist eine Mischung aus Plüsch, Öl und Schweiß. Als ob jemand ein Flakon mit 70er-Jahre-Muff entkorkt hätte.

Der "Hamburg-Köln-Express" (HKX) fährt vorläufig mit alten Waggons der Bundesbahn. Die Polster in den Abteilen sind zwar frisch bezogen, auch die Toiletten neu eingerichtet, aber sonst ist noch alles so wie damals. Da sind die Schwingtüren, die man bei Klassenfahrten dem Lehrer vor die Nase knallen lassen konnte, die Aschenbecher in den Armlehnen und die vielen kleinen Spiegel zur Lippenstift- und Frisur-Kontrolle.

Erinnerung an früher

"Das erinnert mich an meine Jugend", sagt Hans Ahrnsen (61) aus dem Landkreis Cloppenburg. "Für mich ist das der Reiz." Die meisten Fahrgäste nennen einen handfesteren Grund für die Reise mit dem Bahn-Konkurrenten: den niedrigen Preis. "Normalerweise fahren wir immer mit Mitfahrgelegenheit", sagt Anne-Christin (24), die mit ihrem Freund Luca (25) privat nach Hamburg unterwegs ist. Die Bahn sei ihnen viel zu teuer. Aber jetzt gebe es ja diese Alternative hier. Den Plüsch-Express.

"My team and I would like to welcome you (Mein Team und ich begrüßen Sie)", sagt eine muntere weibliche Stimme über Lautsprecher. "In unserem Zug sind ausschließlich HKX-Karten gültig." Es folgen Hinweise auf Snacks und Getränke.

Das Durchschnittsalter im "Hamburg-Köln-Express" ist niedriger als in einem Großraumwagen der Deutschen Bahn. Ebru Ay (21) aus Köln und ihr Freund Andreas (24) aus Bonn haben für die Fahrt nach Hamburg jeweils 20 Euro bezahlt und für die Rückfahrkarte 60. Bei der Bahn wäre das ihren Angaben zufolge deutlich mehr gewesen.

"Gutes Liegen!"

"Ach, das erinnert mich daran, wie ich vor 30 Jahren mal nach Athen gefahren bin, 58 Stunden hat das gedauert", sagt Daniela Marquardt (50), die bei den beiden im Abteil sitzt, und lacht. "Ich fliege sonst, aber Germanwings hat die Preise auch angehoben. Ich finde es sehr gut, dass die Deutsche Bahn Konkurrenz bekommt. Und der Service ist gut." Wie zur Bestätigung ruft eine Schaffnerin in Uniform: "Gutes Liegen!"

Alles Premieren-Propaganda? Zugführerin Heike Hohmann bestreitet das natürlich. "Die Freundlichkeit ist schon anders als beim Mitbewerber." Höchstens die Zahl der Service-Mitarbeiter werde vielleicht künftig etwas niedriger sein als am ersten Tag. Im übrigen zeige sich, dass das Angebot ankomme: Auf dieser ersten Fahrt von Köln nach Hamburg seien von 200 Sitzen 190 ab Köln besetzt.

Der Zug nähert sich Düsseldorf, Hohmann holt ihre Kelle heraus. Ob die in den HKX-Farben gehalten sei, fragt ein Journalist. "Nein, die sind vorgeschrieben. Für alle." Manches ist doch wie beim Mitbewerber.

(lnw/AFP)
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