Suche nach Nachfolger läuft Mehdorn gibt bei Berliner Flughafen auf

Berlin · Nach langem Streit mit dem Aufsichtsrat gibt der glücklose Chef auf. Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Die Chefs der Flughäfen Köln und München gelten als Kandidaten. Der Kölner Michael Garvens will sich nicht äußern.

Zehn Jahre lang regierte Hartmut Mehdorn (74) die Bahn mit scharfen Sparvorgaben, von 2011 bis 2013 versuchte der Maschinebauer vergeblich die Rettung von Air Berlin . Nun ist er auch als Flughafen-Chef gescheitert.

Zehn Jahre lang regierte Hartmut Mehdorn (74) die Bahn mit scharfen Sparvorgaben, von 2011 bis 2013 versuchte der Maschinebauer vergeblich die Rettung von Air Berlin . Nun ist er auch als Flughafen-Chef gescheitert.

Foto: dpa, ppl kno mkx tba

Als Hartmut Mehdorn im März 2013 seinen Job bei Deutschlands Pannenflughafen Nummer eins antrat, da dürfte ihm geschwant haben, welch schwierige Aufgabe vor ihm lag. Zu diesem Zeitpunkt war der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER) vor allem eines: eine Vorlage für Comedians und Satiriker der Republik. Seit 1992 in Planung war der Starttermin ursprünglich für 2011 angesetzt. Dann häuften sich Pannen, Planungsfehler und Technikmängel. Der Termin musste insgesamt viermal verschoben werden - zuletzt auf Sommer 2017.

Im Januar 2013 zog der Aufsichtsrat die Reißleine, der damalige Flughafenchef Rainer Schwarz musste gehen. Sein Nachfolger wurde Air-Berlin-Chef Mehdorn, von dem es lange Zeit scherzhaft hieß, sein eigentlicher Vorname laute Bahnchef (1999-2009). Bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft hatte der Bahn-Sanierer Mehdorn zwar mit dem Einstieg des neuen Großaktionärs Etihad einen Coup geschafft, die erhoffte Wende blieb aber aus. Gerade 16 Monate dauerte sein Intermezzo bei Air Berlin. Weil die Airline auf den neuen Großstadtflughafen als zentrales Drehkreuz gesetzt hatte und sich in der Folge einen Rechtsstreit um Schadenersatz mit der Flughafengesellschaft lieferte, reagierten viele überrascht, als Mehdorn im Frühjahr 2013 zum neuen Flughafen-Sanierer ernannt wurde.

Seine Zeit als BER-Geschäftsführer verlief holprig - oft aufgrund der ruppigen Art des Managers. Mit markigen Sprüchen und unkonventionellen Ideen wollte er Bewegung in die verfahrene Situation bringen - etwa mit dem Vorschlag, einen Teil des Hauptstadtflughafens zu eröffnen, um so den Druck für die Fertigstellung zu erhöhen.

"Ich bedauere meinen Rücktritt persönlich sehr, da er weder meinem Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht", betonte Mehdorn gestern, dessen Vertrag noch eine Laufzeit bis Februar 2016 gehabt hätte. Bis zur Bestellung eines Nachfolgers, spätestens jedoch im Juni 2015 hört er auf.

Rücktrittsgrund ist das angespannte Verhältnis zum Aufsichtsrat. Streitigkeiten etwa über die aus Mehdorns Sicht zu eng bemessene Kapazität sowie eine geplante externe Überprüfung seiner Arbeit hatten den Manager spürbar in Bedrängnis gebracht. In der vergangenen Woche hatte er öffentlich ungewöhnlich scharf gegen die Kontrolleure geschossen. Zwar sagte der Aufsichtsrat ihm am Freitag noch "alle Unterstützung" zu. Doch da war es wohl schon zu spät.

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Die Suche nach Mehdorns Nachfolger läuft bereits. Als Kandidat ist Michael Garvens, derzeit Chef des Flughafens Köln-Bonn, im Gespräch. Garvens war 2004 schon einmal im Rennen, hatte bereits einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen - und sagte dann ab. Damals machte Rainer Schwarz aus Düsseldorf das Rennen, dem der Flughafen Berlin mittlerweile gekündigt hat. Der Flughafen Köln-Bonn ist einer der nur sechs deutschen Flughäfen, die schwarze Zahlen schreiben, und Garvens gilt als extrem ehrgeizig. Auf Anfrage ließ er erklären: "Zum Thema Berlin äußere ich mich nicht."

Als weiterer Kandidat für die Nachfolge von Mehdorn, gilt Thomas Weyer, Geschäftsführer für Finanzen und Infrastruktur des Flughafens München. Seine Erfahrung mit Infrastruktur-Fragen und Projekten könnte gerade jetzt besonders wertvoll sein, wohingegen Garvens eher als guter Außenminister gilt.

Welche weiteren beruflichen Ziele der 72-jährige Mehdorn hat, ist dagegen offen. Zu seinem 70. Geburtstag vor zwei Jahren sagte er in einem Interview: "Halbe Sachen gibt es bei mir nicht." Wohl mit dieser Überzeugung hat er seinen Job beim Flughafen nun hingeworfen.

(RP)
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