Hauptstadtflughafen BER-Chef Mehdorn will im Juni 2015 zurücktreten

Schönefeld · Überraschender Rücktritt am neuen Hauptstadtflughafen: Geschäftsführer Hartmut Mehdorn will sein Amt abgeben. Er biete an, die Aufgabe noch auszuüben, bis ein Nachfolger gefunden ist, längstens bis zum 30. Juni 2015, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Hartmut Mehdorn - Manager mit Ecken und Kanten
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Mehdorn begründete die Entscheidung mit Spekulationen um seine Person im Umfeld des Aufsichtsrats, die das vertretbare Maß überstiegen. "Ich bedauere meinen Rücktritt persönlich sehr, da er weder meinem Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht." Der Schritt sei in Abwägung der Gesamtlage notwendig geworden.

Zudem schließe sich mit der Festlegung auf eine Eröffnung des Flughafens im zweiten Halbjahr 2017 für ihn ein Kreis. Die Baustelle, die er im März 2013 im Chaos übernommen habe sei nun geordnet.

Erst am Freitag hatte der Aufsichtsrat Mehdorn in seiner Absicht unterstützt, den Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu eröffnen. Zuvor hatte es aber erhebliche Differenzen zwischen Mehdorn und Teilen des Aufsichtsrats gegeben. Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider hatte gesagt, der Bau solle möglichst schnell, aber auch havariefrei in Betrieb gehen.

Nach dem vorgestellten Zeitplan sollen alle notwendigen Pläne für den Umbau im Terminal Mitte 2015 vorliegen. Zwischen März und Juni 2016 soll der Flughafen dann baulich fertig sein.

Ursprünglich sollte der BER im Oktober 2011 an den Start gehen. Bisher sind seit dem ersten Spatenstich 2006 vier Eröffnungstermine für den drittgrößten deutschen Flughafen geplatzt. Zu den Ursachen zählen Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme. Zentrales Problemfeld ist die Brandschutzanlage. Seit knapp zwei Jahren war unklar, wann der drittgrößte deutsche Flughafen in Betrieb gehen kann.

Ein Problem wird auch eine mögliche Erweiterung des Flughafens sein, der für 27 Millionen Passagiere ausgelegt ist. "Bereits bei der Eröffnung ist der Flughafen überlastet, weshalb eine sichere Inbetriebnahme stark gefährdet ist", hatte Mehdorn in seiner Präsentation für das Kontrollgremium gewarnt. Er will erreichen, dass die Aufseher unter anderem ein zweites, kleineres Terminal genehmigen.

In diesem Jahr werden es in Schönefeld und Tegel insgesamt schon 28 Millionen sein. Die Betreiber gehen davon aus, dass das Wachstum anhält. Schon 2016 würde Platz für gut 37 Millionen Passagiere gebraucht, meint Mehdorn.

Dobrindt dankt Mehdorn

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat Mehdorn nach dessen Rücktrittsankündigung Respekt gezollt. "Herr Mehdorn hat in einer schwierigen Zeit Verantwortung für die Flughafen-Gesellschaft übernommen", sagte Dobrindt am Montag in Berlin. Er dankte ihm für seine Tätigkeit und sein Engagement. Das weitere Vorgehen werde zwischen den Gesellschaftern zügig abgestimmt.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich nach dem angekündigten Rücktritt für Mehdorns Engagement bedankt. Mehdorn habe die Flughafengesellschaft in schwierigen Zeiten übernommen und sie neu aufgestellt. Es sei ihm in den vergangenen knapp zwei Jahren gelungen, das Wachstum der Passagierzahlen in Tegel und Schönefeld stabil zu halten und den Prozess der Inbetriebnahme des neuen Hauptstadtflughafens wieder in die richtige Spur zu bringen, erklärte Woidke. Es sei nun Aufgabe von Gesellschaftern und Aufsichtsrat, einen reibungslosen Übergang zu organisieren.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat den angekündigten Rücktritt Mehdorns als respektabel bezeichnet. Müller dankte Mehdorn für die fast zwei Jahre als Geschäftsführer und die Arbeit für den künftigen Hauptstadtflughafen.

Mehdorn habe "die schwierige Situation auf der Baustelle neu geordnet und dem Projekt BER eine klare Richtung gegeben", teilte Müller am Montag mit. Schließlich habe Mehdorn vor wenigen Tagen "dem Aufsichtsrat und der Öffentlichkeit glaubhaft eine Perspektive für die Eröffnung" des von Bau- und Planungsmängeln gebeutelten Airports dargestellt.

Mehdorns Angebot, wenn nötig bis zum 30. Juni 2015 weiterzumachen, eröffne "die Perspektive eines geordneten Übergangs hin zu einem Nachfolger" - "ein Schritt, dem ich Respekt zolle". Müller schlug den beiden anderen Flughafen-Gesellschaftern Bund und Brandenburg vor, "zeitnah einen gemeinsamen Vorschlag" für die Neuordnung von Aufsichtsrat und Geschäftsführung zu machen. Derzeit ist auch der Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden vakant.

(dpa)
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