Energiekosten Heizöl-Preis steht vor Rekordhoch

Düsseldorf · Der Betrag pro Liter zieht wieder an — und ist für die Sommermonate extrem hoch. Kunden sind verunsichert, die Krise in Ägypten trifft indirekt auch sie. Experten raten langfristig zu Gebäudedämmung und erneuerbaren Energien.

Energiekosten: Heizöl-Preis steht vor Rekordhoch
Foto: dpa/Radowski

Erst war 2011 das teuerste Heizöl-Jahr der Geschichte, dann war es 2012, doch beide Jahre werden vermutlich noch von 2013 überholt werden. Der durchschnittliche Preis pro Liter Heizöl steigt kontinuierlich an. Gestern lag er für Kunden in Düsseldorf, die eine handelsübliche Menge von 3000 Litern einkaufen, bei 82 Cent pro Liter — und das mitten im Sommer. Im Jahr 2010 lag der durchschnittliche Maximalpreis pro Liter bei 71 Cent pro Liter (im Dezember), 2005 war Heizöl im Schnitt noch unter 60 Cent pro Liter erhältlich — im Januar sogar für nur 43 Cent.

Auch wenn ein Sprecher des Energie Informationsdienstes (EID) meint, dass es jetzt — Mitte Juli — noch zu früh sei, bereits über das ganze Jahr zu urteilen, so bestätigt er, dass ein neues Rekordhoch denkbar ist. "Viele Kunden sind genötigt, während des Jahres nachzutanken, da sie mit weniger Verbrauch gerechnet haben", sagt er. Besonders der kalte und lange Winter habe dazu geführt, dass man länger und mehr geheizt habe.

Allein darauf sind die steigenden Preise nicht zurückzuführen. "Bis vor 15 Jahren waren fundamentale Daten, wie Lagerbestände oder Transportkosten, für den Preis verantwortlich", sagt die Geschäftsführerin des Gesamtverbandes des deutschen Brennstoff- und Mineralölhandels in der Region West, Sabine Link. "Mittlerweile wird der Preis wesentlich vom Finanzmarkt und der Politik bestimmt", sagt sie.

Zwar würden die zwölf Mitgliedsstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) mit einem Preis von 60 bis 80 US-Dollar (etwa 45 bis 61 Euro) pro Barrel (rund 119 Liter) gut auskommen können — dennoch liegt der Preis seit einem Jahr konstant über 100 US-Dollar und ist nun auf 107 Dollar gegangen. "Es ist ein bisschen intransparent, wie die Preise gemacht werden", sagt Link. Vor allem werde oft mit der Angst der Abnehmer gespielt. "Die politische Lage ist oft Spekulation", meint sie. Tatsächlich gingen die Ölnotierungen mit dem Beginn der Unruhen in Ägypten wieder deutlich hoch. Sabine Link sieht Sorgen vor Unterbrechungen der Ölversorgung jedenfalls als übertrieben an. "Sämtliche Länder haben vorgesorgt. Es dürfte auch niemanden stören, falls die Tankschiffe auf ihrem Weg aus dem persischen Golf Richtung Europa für eine gewisse Zeit statt durch den ägyptischen Suez-Kanal eben um Afrika herum fahren würden."

Weitere Preiserhöhungen sind möglich. Das erwartet beispielsweise Steffen Bukold, der im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen eine Studie zum "Heizöl im deutschen Wärmemarkt" erstellt hat. "Unsere Preisprognose erwartet, dass die Heizölpreise von 35 Cent pro Liter im Jahr 2002 über 90 Cent im Jahr 2012 weiter auf 131 Cent im Jahr 2020 und 184 Cent im Jahr 2030 klettern werden", schreibt er.

Viele Verbraucher haben auf die drohende Entwicklung reagiert. Nach Angaben der Interessengemeinschaft "Haus & Grund" haben seit 2009 pro Jahr etwa 100 000 Deutsche ihre Ölheizungen abgeschafft. Heute gibt es nur noch etwa 5,5 Millionen Ölfeuerungsanlagen. "Wer in moderne Anlagen bis zu 8000 Euro investiert, der kann pro Jahr 20 Prozent der Heizöl-Kosten einsparen", ergänzt Sabine Link. Auch die Gebäude-Dämmung würde die Heizrechnung schonen, sagt ein Sprecher des EID.

Wie sich der Heizöl-Preis in diesem Jahr noch entwickeln wird, ist schwierig abzuschätzen. Eskalieren die Krisen in Ägypten, Syrien und vielleicht auch dem Iran, steigen die Preise. Entspannt sich die Lage, wird Heizen vielleicht günstiger — für die Kunden bleibt es ein politisches Lotteriespiel.

(RP)
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