Medienbericht Hochtief droht offenbar Zerschlagung

Essen · Dem mehrheitlich vom spanischen Konkurrenten ACS übernommenen Hochtief-Konzern droht nach einem Medienbericht nun die Zerschlagung des Europageschäfts.

 Hochtief könnte einem Medienbericht zufolge bald zerschlagen werden.

Hochtief könnte einem Medienbericht zufolge bald zerschlagen werden.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

Der seit Ende November amtierende spanische Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes denke über einen Verkauf von Geschäftsbereichen mit rund 6200 Mitarbeitern nach, berichteten die Zeitungen der "WAZ"-Mediengruppe unter Berufung auf Informationen aus dem Unternehmensumfeld. Betroffen von den Überlegungen wären die Servicesparte innerhalb der Hochtief-Tochter Solutions und das Geschäft mit der Projektentwicklung, hieß es.

Ein Hochtief-Sprecher wies am Donnerstag auf Anfrage darauf hin, dass die derzeit laufende Analyse aller Unternehmensteile noch nicht abgeschlossen sei. "Es gibt daher auch keinerlei Entscheidungen", so der Sprecher. Jegliche Gerüchte über eine Entscheidung bei einer am Donnerstag angesetzten Sitzung des Hochtief-Aufsichtsrats über mögliche Verkäufe seien falsch. Die Börse reagierte positiv auf den Bericht: Der Aktienkurs des Essener Konzerns stieg am Donnerstag bis zum Mittag um knapp zwei Prozent.

Aufsichtsratskreisen zufolge will das Gremium neben der Unternehmensplanung auch über die Neubesetzung von zwei freien Aufsichtsratssitzen sprechen. Nach Aufsichtsratschef Manfred Wennemer war Ende Januar auch Unternehmensberaterin Christine Wolff aus dem Gremium ausgeschieden. Der scheidende TUI-Chef Michael Frenzel und der Wüstenrot-Finanzchef Jan Martin Wicke seien für die Nachfolge vorgesehen, hieß es aus Kreisen. Der Hochtief-Sprecher wollte dies allerdings nicht bestätigen.

Heftiger Widerstand der Arbeitnehmer erwartet

Fernandez hatte angekündigt, seine neue Strategie bei der Bilanz-Pressekonferenz in drei Wochen vorlegen zu wollen. Der Hochtief-Chef hatte zuvor einer möglichen Zerschlagung des Konzerns eine Absage erteilt. Sollte Fernandez die Verkaufspläne in die Tat umsetzen, müsse er mit heftigem Widerstand der Arbeitnehmervertreter rechnen, so die Zeitung. Auch im Aufsichtsrat der Hochtief AG, der die Strategiepläne vermutlich bei einer Sitzung am 27. Februar vorgelegt bekommt, seien die Pläne umstritten. In der Tochter Hochtief Solutions hat der Konzern das Europageschäft gebündelt. Erst vor kurzem hatte Fernandez angekündigt, die Profitabilität in Europa deutlich verbessern zu wollen. In der Sparte Solutions waren zuletzt insgesamt rund 15 000 Mitarbeiter beschäftigt. In Deutschland beschäftigt Hochtief rund 10 000 Mitarbeiter.

Erst in dieser Woche war bekanntgeworden, dass mit dem Vorstandssprecher der Hochtief-Tochter Solutions, Bernd Romanski, ein weiterer Top-Manager das Unternehmen verlässt. Hochtief hatte den Schritt mit "unterschiedlichen Auffassungen" begründet. Nähere Angaben zu dem Ausscheiden des Top-Managers nach einer Amtszeit von nur knapp zwei Monaten hatte das Unternehmen nicht gemacht.

ACS war bei Hochtief vor gut fünf Jahren als Großaktionär eingestiegen und hatte seinen Anteil an dem Unternehmen seitdem kontinuierlich aufgestockt. Mittlerweile kontrolliert der spanische Großaktionär die Mehrheit bei Hochtief.

(dpa/felt)
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