Essen Hombach verlässt WAZ-Gruppe

Essen · Der frühere SPD-Spitzenpolitiker Bodo Hombach, 59, bestätigte gestern, dass er die Position als einer der zwei Geschäftsführer der WAZ-Gruppe in Essen aufgibt. Christian Nienhaus bleibt Chef des Medienkonzerns mit 15 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro, der die WAZ, die NRZ und viele weitere Zeitungen herausgibt.

Hintergrund von Hombachs Weggang ist, dass die WAZ-Hälfte des Verlagsgründers Erich Brost an Mitgesellschafterin Petra Grotkamp verkauft wurde. Laut Medienberichten wurde eine halbe Milliarde Euro gezahlt. Petra Grotkamp hält nun rund 67 Prozent am WAZ-Konzern. Damit wird die Mediengruppe nur noch von der Familie Grotkamp kontrolliert.

Hombach war dagegen vom Familienstamm Brost vorgeschlagen worden, begrüßt nun aber die Konzentration der Eigentümeranteile: "In der jetzigen Neuordnung der Gesellschafterverhältnisse sehe ich eine große Chance für eine neue Ära in einer im Umbruch befindlichen Medienlandschaft." Er bleibe der WAZ-Gruppe verbunden und vertrete sie im Initiativkreis Ruhr, einer Vereinigung von rund 70 Unternehmen aus der Region. Zudem werde er dem Konzern beratend "zur Verfügung" stehen.

Sowohl für die WAZ wie für Hombach geht damit der Wandel voran. Hombach war neun Jahre im Landtag, war NRW-Wirtschaftsminister, wurde Kanzleramtsminister unter Gerhard Schröder und gilt als Wegbereiter der Agenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung. Nach einer Zwischenstation als EU-Beauftragter im Kosovo übernahm er vor zehn Jahren die Geschäftsführung bei der WAZ. Nun kann sich der Mülheimer auf seinen neuen Posten als Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP) konzentrieren — er wird wohl Kurse über Politik- und Medienstrategie geben.

Die Familie Grotkamp hat sich in einem Interview mit der WAZ positiv zur Zukunft des eigenen Konzerns geäußert. Sie übernehme den Brost-Anteil, "weil sie an die Zukunft der WAZ glaubt und das Unternehmen erfolgreich weiterführen will", erklärte Günter Grotkamp. Er ist Ehemann von Petra Grotkamp und war von 1975 bis 2000 Geschäftsführer der Mediengruppe. Einen weiteren Stellenabbau in den Redaktionen plane er nicht, erklärte er.

Petra Grotkamp sagte, sie fühle sich dem Erbe ihres Vaters und Mitgründers der Zeitungsgruppe sehr verpflichtet. "Ich möchte dessen Werk in dem Familienunternehmen fortgesetzt sehen. Meine Familie fühlt sich auch der Region Ruhrgebiet stark verbunden und glaubt, dass das Ruhrgebiet auch in Zukunft Sitz eines starken Medienunternehmens sein sollte."

(RP/rm)
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