Tarifverhandlungen Tausende beteiligen sich am Warnstreik der IG Metall

Berlin · In der Metall- und Elektroindustrie laufen die ersten Warnstreiks. In Stuttgart und Sindelfingen legten mehrere Tausend IG-Metall-Mitglieder ihre Arbeit nieder. Ein wichtiges Autounternehmen stand besonders im Fokus.

 Etwa 800 Mitarbeiter des Daimler-Motorenwerks versammelten sich um kurz nach Mitternacht in Stuttgart zu einer Kundgebung.

Etwa 800 Mitarbeiter des Daimler-Motorenwerks versammelten sich um kurz nach Mitternacht in Stuttgart zu einer Kundgebung.

Foto: dpa

Unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht in der Metall- und Elektroindustrie sind bundesweit tausende Beschäftigte in kurzfristige Warnstreiks getreten. Die Aktionen der IG Metall begannen um Mitternacht in Betrieben mit Nachtschichten, wie zum Beispiel bei der Augsburger Airbus-Tochter Premium Aerotec oder dem weltweit größten Weißblechwerk von ThyssenKrupp Rasselstein im rheinland-pfälzischen Andernach. Mit den Warnstreiks will die IG Metall Druck aufbauen bis zur nächsten Verhandlungsrunde, die am 6. Februar im größten Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen beginnt.

In Nordrhein-Westfalen legten der IG Metall zufolge um kurz nach Mitternacht mehr als 3000 Mitarbeiter in 15 Betrieben die Arbeit nieder. Die größten Kundgebungen gab es in Köln, wo insgesamt 1500 Angestellte zweier Ford-Werke ihre Arbeit für eine Stunde ruhen ließen. In den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz traten mehr als 1500 Arbeitnehmer in elf Betrieben in den Streik.

In Baden-Württemberg, Hochburg der Automobil- und Zulieferindustrie und des Maschinenbaus, legten bis zum frühen Nachmittag mehr als 25.000 Beschäftigte aus mehr als hundert Betrieben vorübergehend die Arbeit nieder. Davon nahmen allein 10.000 Mitarbeiter des Daimler-Werkes in Sindelfingen an einer Protestkundgebung teil. In Bayern beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben rund 1500 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie an den Warnstreiks. Bei BMW in Dingolfing legten demnach rund 500 Mitarbeiter nach Mitternacht die Arbeit vorübergehend nieder, bei Schaeffler in Schweinfurt waren es rund 550.

Im IG-Metall-Bezirk Küste beteiligten sich 3800 Beschäftigte an den ersten Warnstreiks nach Ablauf der Friedenspflicht. Bei dem Flugzeugbauer Airbus in Hamburg nahmen nach Angaben der IG Metall mehr als 2000 Beschäftigte an einer Kundgebung vor dem Werkstor teil. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt beteiligten sich am Donnerstag rund 4700 Beschäftigte aus 24 Betrieben an Warnstreiks. Derweil endete die erste Tarifrunde für die rund 160.000 Beschäftigten der Branche in Sachsen ohne Ergebnis.

Die Gewerkschaft fordert für die mehr 3,7 Millionen Beschäftigten unter anderem eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent, die Arbeitgeber bieten 2,2 Prozent. Außerdem geht es um eine neuartige Bildungsteilzeit und verbesserte Regelungen zur Altersteilzeit. Die Arbeitgeber haben insbesondere die Vorstellungen der Gewerkschaft zur Weiterbildung strikt abgelehnt und auf ihre bisherigen Aktivitäten in diesem Feld verwiesen.

In die erste Welle der Warnstreiks wurden auch viele Betriebe der Autoindustrie einbezogen, in denen die IG Metall besonders stark vertreten ist. Der Gewerkschafts-Vize und Tarifexperte Jörg Hofmann sollte vor tausenden Beschäftigten der Kölner Ford-Werke sprechen, auch BMW wurde bestreikt. Auffällig häufig standen zudem Daimler-Werke auf den Listen der Warnstreik-Aktionen, etwa in Sindelfingen, Kassel, Bremen und Berlin.

"Das ist die erste Warnung an die Arbeitgeber", sagte Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler in Augsburg. Er hatte 2013 den vorangegangenen Abschluss gezimmert. Wenn kein besseres Angebot komme, würden in den nächsten Wochen noch viele Aktionen folgen.

Als "völlig unnötig" bezeichnete der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Metallindustrie Wuppertal, Klaus-Peter Starke, die massiven Arbeitsniederlegungen. "Warnstreiks machen einen Tarifabschluss nicht leichter." Im Ausland habe niemand Verständnis für Arbeitsniederlegungen in der deutschen Metall- und Elektroindustrie. Die Gewerkschaft müsse wissen, dass Produktionsausfälle die Kundenbeziehungen empfindlich störten.

(dpa)
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